05. Oktober 2023

Wohnen ist ein Menschenrecht – auch im Landkreis Esslingen

Wohnen auf engstem Raum: So sieht eine ordnungsrechtliche Unterbringung für zwei erwachsene Personen bei einer Kommune im Landkreis Esslingen aus. © Bild: TOP-ES

Esslingen, 5. Oktober 2023 – Seit Ende letzten Jahres lauft das Projekt TOP-ES (Teilhabe, Orientierung, Prävention im Landkreis Esslingen). Das Projekt richtet sich an wohnungslose Menschen oder solche, die in Gefahr sind, wohnungslos zu werden. Als wohnungslos gelten Menschen, die von den Städten und Kommunen untergebracht sind oder bei Freunden und Bekannten schlafen, ohne eine eigene Wohnung zu besitzen.  Im Landkreis Esslingen sind davon rund 5000 Menschen betroffen. Davon sind offiziell 4715 Menschen ordnungsrechtlich, das heißt von Städten und Kommunen untergebracht. 

Die Mitarbeitenden von TOP-ES suchen diese Menschen auf und bieten Unterstützung bei Problemen mit Finanzen, Arbeit, Energie, Wohnung, Gesundheit, Schulden, Kinderbetreuung, beim Umgang mit Behörden usw. an. Die Mitarbeiter*innen von TOP-ES vermitteln passende Hilfen und begleiten die Menschen zu ihren Terminen zum Beispiel beim Jobcenter oder der Schuldnerberatung. 

„Den Schwächsten in der Gesellschaft zu helfen ist unser diakonisches Auftrag“, sagt Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes im Landkreis Esslingen. „Das Projekt TOP-ES bietet uns die Möglichkeit, vor Ort den Menschen zu helfen. Vor allem im ländlichen Raum außerhalb der großen Kreisstädte ist der Weg oft weit zu den Hilfsangeboten. Die aufsuchende Arbeit von TOP-ES bietet hier eine große Chance, die Menschen zu erreichen und zu unterstützen.“ 

Das Projekt „TOP-ES“ wird vom Landkreis und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie die Europäische Union gefördert. In Kooperation mit dem Landkreis koordiniert der Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen das Projekt und arbeitet zusammen mit Heimstatt Esslingen, der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva) und der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Esslingen (AWO). Jede dieser Einrichtungen hat dabei einen eigenen Schwerpunkt: Der Kreisdiakonieverband ist für die Projektkoordination und die Sozialarbeit im Raum Kirchheim zuständig, Heimstatt Esslingen e.V. betreut die Menschen in den Städten und Kommunen auf den Fildern, eva führt das Projekt im Raum Esslingen und Nürtingen durch und die AWO ist für anerkannte Minderheiten im gesamten Landkreis zuständig. 

Die gesamte Förderhöhe von 1,6 Millionen Euro ist verteilt auf vier Jahre und erstreckt sich auf den Zeitraum von Oktober 2022 bis September 2026. Durch diese lange Laufzeit können Entwicklungen angestoßen und nachhaltig umgesetzt werden. Allerdings ist der Verwaltungsaufwand insbesondere durch die minutiösen Verwendungsnachweise für alle Projektträger enorm.

An der ersten Sitzung des Projektbeirates am 11.07.2023 in Plochingen nahmen Eberhard Haußmann, Reinhard Eberst und  Gunnar Mayer vom Kreisdiakonieverband Esslingen, die Leiterin des Kreissozialamtes Regina Lutz, die Sozialplanerin des Landkreises Astrid Spurk, Janina Baaken von Heimstatt Esslingen, Peter Gerecke und Harry Held von der evangelischen Gesellschaft Stuttgart, Jutta Woditsch von der AWO sowie Vertreter*innen der Städte und Kommunen Kirchheim u. Teck, Ostfildern, Deizisau, Neuffen, Wendlingen und Frickenhausen teil. Ein ermutigender Anfang, auch wenn sich die Projektleitung und der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands mehr Interesse seitens der Kommunen im Landkreis gewünscht hätten. 

Ziel der Sitzung des Beirats war die Weiterentwicklung des Projekts und der Informationsaustausch zur Wohnungssituation in den Städten und Kommunen des Landkreises. Denn dass die aktuelle Wohnungssituation im Landkreis Esslingen gepaart mit der anhaltenden Teuerung zu Problemen führt ist offensichtlich. So geht es oft auch darum, einen Wohnungsverlust durch eine Räumungsklage zu verhindern. Für Menschen mit Mietschulden gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, einen Antrag zur Übernahme der Mietschulden durch den Landkreis zu stellen. Sind die Voraussetzungen gegeben, können die Mietschulden vom Landkreis übernommen werden, zumeist in Form eines zinslosen Darlehens.

So konnte einer fünfzigjährigen Frau geholfen werden, die mit zwei Monatsmieten im Rückstand war. Sie hatte im Rathaus um Hilfe gebeten. Das Rathaus informierte daraufhin einen TOP-ES Mitarbeiter, der umgehend den Kontakt aufnahm. Gemeinsam mit dem Vermieter konnte eine Ratenzahlung der Mietschulden vereinbart werden, eine Lösung, mit der alle Seiten sehr zufrieden sind. Ein Wohnungsverlust durch eine Räumungsklage konnte somit vermieden werden.

Die Mitarbeitenden des Projekts TOP-ES helfen und unterstützen auf vielfältige Weise. Dabei können sich sowohl von Wohnungslosigkeit betroffene oder bedrohte Menschen an sie wenden als auch Vermieter*innen, die hier ein Problem sehen oder Unterstützung benötigen.

Text: Gunnar Mayer, Andreas Caspar


Über den Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen

Die etwa 120 hauptamtlichen und 100 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen des Kreisdiakonieverbands bieten Unterstützung und Hilfe in schwierigen Lebenslagen für alle Menschen im Landkreis Esslingen an; unabhängig von Alter, Herkunft, geschlechtlicher Orientierung oder Glaube.
Das Angebot des Kreisdiakonieverbands ist so vielfältig wie schwierige Lebensumstände es sein können: Unterstützung und Beratung bei finanziellen Notlagen, Schuldnerberatung, Suchtberatung, Sozial- und Lebensberatung, Schwangerschafts- und Konfliktberatung, Familienentlastender Dienst, Psychologische Beratung, Integrationsfachdienst, Flucht und Migration, Wohnungslosenhilfe, Sozialpsychiatrie, Wohnraumarbeit mit Menschen in desorganisierten Haushalten (WABE) oder Beratung für Menschen in der Prostitution (RAHAB). Der Kreisdiakonieverband Esslingen ist Teil der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Mehr Informationen unter kreisdiakonie-esslingen.de