Fachkräftesicherung über die Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen
Ziele des Projekts:
- Entlastung von Familien bzw. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
- Förderung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen im Dienstleistungssektor, Schaffung von Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte, Abbau von Schwarzarbeit
- Aufstockung der Arbeitszeit der Fachkräfte und Herausholen aus der „stillen“ Reserve
- Fachkräftesicherung und Erhöhung des Beitragsvolumens in der Sozialversicherung
So funktioniert das Gutscheinmodell:
Frauen und Männer mit Familienaufgaben (Kind/er unter 18 Jahren oder pflegebedürftige Angehörige) erhalten Gutscheine für haushaltsnahe Dienstleistungen, wie Reinigung, Wäschepflege, Rasen mähen, wenn sie
- wieder (mit mind. 20 Wochenstunden) in Teilzeit in den Beruf einsteigen,
- bereits mit 25 Wochenstunden in Teilzeit arbeiteten und ihre wöchentliche Arbeitszeit um mind. 3 Wochenstunden erhöhten oder
- bereits mindestens 25 Wochenstunden arbeiteten und ihre Arbeitszeit aufgrund der Familienaufgaben reduzieren hätten müssen.
Jeder Gutschein hatte einen Wert von 12 Euro pro Dienstleistungsstunde. Jeder Haushalt erhielt max. 20 Gutscheine im Monat. Diese Gutscheine konnten bei einem Unternehmen eingelöst werden, das am Modellprojekt teilnahm, d.h. mindestens 51% seines Personals sozialversicherungspflichtig angestellt hatte.
Für den Erhalt der Gutscheine führten interessierte Personen ein Beratungsgespräch mit den zuständigen Agenturen für Arbeit in Aalen und Heilbronn, bei dem Zugangsvoraussetzungen geprüft und der Projektablauf erklärt wurden. Bei Erfüllung der oben genannten Voraussetzungen wurden die Gutscheine (inklusive einer Liste mit teilnehmenden Dienstleistungsunternehmen) ausgegeben.
Der Gutschein konnte dann bei einem teilnehmenden Dienstleistungsunternehmen eingelöst werden. Das Dienstleistungsunternehmen erstellte zwei Rechnungen, der Gutscheinbetrag wurde durch den Projektträger (Stiftung Diakonie Württemberg) erstattet, der Restbetrag durch den Privathaushalt.
Das Modellprojekt war auf zwei Regionen beschränkt: Stadt- und Landkreis Heilbronn sowie Ostalbkreis und Landkreis Heidenheim. Das Modellprojekt lief vom 01.03.2017 bis zum 28.02.2019.
Beispiele an Gutscheinempänger/innen:
- Physiker, 3 Kinder (jüngstes 1 Jahr), 40/Wochenstunden, Frau Wiedereinsteigerin mit 18/Wochenstunden
- Erzieherin, 1-jähriges Kind, verheiratet, Wiedereinsteigerin, 31/Wochenstunden
- Supply-Chain-Managerin, 4-jähriges Kind, alleinerziehend, 28/Wochenstunden
- Sekretariat, 3 Kinder, alleinerziehend, 40/Wochenstunden
Kurzzusammenfassung der Projektergebnisse
Personenkreis
Der Personenkreis, der am Modellprojekt teilgenommen hat, ist überwiegend weiblich, mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren und hat in beinahe allen Fällen Kinder. Das Modellprojekt wurde von einem breiten, vielfältigen Personenkreis genutzt, wobei zahlreiche Teilnehmende eher höher qualifizierte Berufe ausüben.
Bessere Vereinbarung von Beruf und Familienaufgaben
Teilnehmende waren beim Eintritt in das Modellprojekt an der Belastungsgrenze. Die Inanspruchnahme von Gutscheinen trug wesentlich zur Entlastung und somit zur besseren Vereinbarung von Beruf und Familienaufgaben bei. Der Großteil nutzte den Gutschein, um eine Reduzierung der Arbeitszeit zu verhindern.
Keine nachhaltige Schaffung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse aufgrund kurzer Projektlaufzeit
Die Schaffung von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im Arbeitssegment haushaltsnahe Dienstleitungen konnte im Rahmen des Modellprojekts nicht nachhaltig erreicht werden. Grund dafür ist im Wesentlichen die kurze Projektlaufzeit von zwei Jahren, die Unternehmen keine Planungssicherheit bieten konnte.