Zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai: Politik muss Pflege deutlich aufwerten
Caritas und Diakonie zum internationalen Tag der Pflege: Politische Weichen jetzt stellen, um Pflegeberufe zu stärken und Pflegebedürftige zu entlasten
Freiburg/Karlsruhe/Stuttgart, 11. Mai 2021. Für die kirchlichen Wohlfahrtsverbände in Baden-Württemberg ist es höchste Zeit, mit innovativen Lösungen die Pflege zukunftsfest zu machen – für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ebenso wie für Pflegende. Deshalb fordern Caritas und Diakonie im Land zum internationalen Tag der Pflege (12. Mai), die politischen Weichen jetzt zu stellen, um Pflegeberufe zu stärken und Pflegebedürftige zu entlasten. In den kommenden Jahren wird der Bedarf an Pflege weiter zunehmen. Deshalb müsse für eine menschenwürdige Pflege gesorgt werden, die für die Pflegebedürftigen bezahlbar bleibe und für die es genügend qualifizierte Fachkräfte gebe, so die kirchlichen Wohlfahrtsverbände. Diese Aufgabe könne man nur gesamtgesellschaftlich lösen. Dafür sollten jetzt zügig die politischen Weichen gestellt werden, so ihr gemeinsamer Appell.
Vordringlich ist aus Sicht von Diakonie und Caritas, dem akuten Personalmangel in der Pflege entgegen zu wirken. Dafür müsse vor allem in die Ausbildungskapazitäten und verbesserte Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal investiert werden. „Pflegekräfte brauchen ausreichend Kolleginnen und Kollegen an ihrer Seite, verlässliche Dienstpläne und gesunderhaltende Arbeitsbedingungen. Dazu zählt auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, unterstreichen die Wohlfahrtsverbände. Nur dann seien kompetente Fachkräfte zu gewinnen und auch junge Menschen für einen Beruf in der Pflege zu motivieren. Um die berufliche Attraktivität für den dringend benötigten Nachwuchs zu erhöhen, müsse zudem die Expertise der Pflegefachkräfte deutlich mehr anerkannt und wahrgenommen werden. Deshalb begrüßen Caritas und Diakonie eigenständige Verantwortungsbereiche für die Pflege, die im neuen Pflegeberufegesetz beschrieben und in den gesetzlichen Rahmenbedingungen klar definiert sind. Die Einführung von erweiterten Kompetenzbereichen anerkennt die Professionalität in der Pflege und ist ein nachhaltiges Zeichen der Wertschätzung für das, was die Pflegeexperten nicht nur in der Corona-Pandemie, sondern tagtäglich leisten.
Um die Pflegebedürftigen finanziell zu entlasten, sprechen sich die kirchlichen Wohlfahrtsverbände im Land für eine Umstellung auf eine echte Pflegeteilkaskoversicherung aus, in der der Eigenanteil gedeckelt ist und bezahlbar bleibt. Wenn in Baden-Württemberg pflegebedürftige Menschen bereits jetzt in einigen Einrichtungen über 3.000 Euro monatlich selbst bezahlen müssten, dann sei das eindeutig zu hoch. So dürfe etwa die Erhöhung der so genannten Ausbildungsumlage im Zusammenhang mit der generalistischen Pflegeausbildung nicht zu Lasten der Bewohner*innen von Pflegeheimen finanziert werden, sondern müsse in der Deckelung des Eigenanteils der Versicherten berücksichtigt werden.
Aktuell sind über 400.000 Menschen in Baden-Württemberg pflegebedürftig. Von den 75- bis 85-Jährigen benötigen knapp 15 Prozent Pflege, bei den 85- bis 90-Jährigen sind es rund 42 Prozent und bei den über 90-Jährigen über 68 Prozent. Laut einer Prognose des Statistischen Landesamtes wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2050 um 93 Prozent steigen. Um diesen Anstieg bewältigen zu können, würden bis 2050 rund 141.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.