Ökologische Wende darf Armut nicht vergrößern
Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar
Freiburg/Karlsruhe/Stuttgart, 16. Februar 2023. Caritas und Diakonie fordern die Landesregierung dazu auf, ärmere und sozial benachteiligte Menschen bei der ökologischen Wende stärker zu berücksichtigen. Anlässlich des Tages der sozialen Gerechtigkeit (20. Februar) wollen sie „Ökologisch“ und „Sozial“ stärker zusammen gedacht und in dieser Verbindung im politischen Handeln berücksichtigt sehen. Denn in der ökologischen Wende liege die Chance, nicht nur die Umwelt konsequent zu schonen, sondern auch die Lebenslage benachteiligter Menschen zu verbessern. Das sozialpolitische Ziel müsse auch in diesem Umgestaltungsprozess die Beseitigung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit in Baden-Württemberg sein. Nur so könne sichergestellt werden, dass die ökologische Transformation zu einer nachhaltigen und gerechten Gesellschaft führe.
Diakonie und Caritas weisen darauf hin, dass die Folgen des Klimawandels überdurchschnittlich Menschen treffen, die in Armut leben oder anderweitig sozial benachteiligt sind. Die hohen Kosten für Energie oder Mobilität würden für sie derzeit schnell zu einer existenziellen Frage. Gerade in den Beratungsstellen und sozialen Angeboten der Wohlfahrtverbände zeigten sich die sozialen Folgen. Eine davon sei, dass Bürgerinnen und Bürger in Armut rutschten, die bisher gut über die Runde kamen. Am Klimaschutz entscheide sich maßgeblich mit, ob sich die soziale Schieflage weiter verstärke.
Schlecht gedämmter Wohnraum in verkehrsbelasteten Vierteln
Damit sich die Lebenslage armutsbetroffener Menschen in Baden-Württemberg nicht weiter verschärft, fordern die vier kirchlichen Wohlfahrtsverbände mehr energetische Sanierungen von Sozialwohnungen. Energieeffizienter Wohnraum für Menschen mit wenig Geld müsse generell geschaffen und gefördert werden. Die Kosten für Sanierung dürften nicht auf die Mieterinnen und Mieter abgewälzt werden. Da ärmere Menschen häufiger in Wohngegenden leben, die verkehrsreich und stark von Umweltverschmutzung betroffen sind, sei in diesen Vierteln mehr auf das Bewahren von Grünflächen und Frischluftschneisen zu achten. Auch im Sinne eines Hitzeschutzes, denn gerade diese Viertel heizten sich im Sommer stark auf.
Ärmere Menschen brauchen ein Sozialticket anstelle des 49-Euro-Tickets
Auch die sozial gerechte Mobilitätswende muss aus Sicht von Diakonie und Caritas vorangebracht werden. Armutsbetroffene Menschen seien in ihrer Mobilität oft stärker eingeschränkt – sie fahren häufig kein Auto, weil sie sich das nicht leisten können. Selbst das 49-Euro-Ticket sei für sie immer noch zu teuer und ein Sozialtarif daher erforderlich. Die öffentlichen Verkehrsmittel müssten auch im ländlichen Raum, noch schneller ausgebaut werden – eine Investition, von der letztlich alle Menschen profitierten.