16. April 2025

Studientage der Drei-Kirchen-Partnerschaft

Bei den diesjährigen Studientagen der Drei-Kirchen-Partnerschaft stand im Mittelpunkt, wie  das christlich-diakonische Menschenbild in der Diakonie und Kirche in der Praxis gelebt werden kann. 

Dazu hielt Prof. Bernhard Mutschler, Theologischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der BruderhausDiakonie, einen Vortrag. Im Gespräch mit den anderen Vortragenden unter der Moderation vom Dr. Norbert Collmar, ehemaliger Rektor der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, wurde das Leitbild des Diakonischen Werks Württemberg „Zuerst der Mensch“ anschaulich gemacht: Die Tradition der Diakonie ist ständiger ein Impuls zur Erneuerung. 

In seinem Vortrag beschrieb Mutschler, wie sich das christlich-diakonische Menschenbild der BruderhausDiakonie an den Worten und Taten Jesu Christi orientiert: „Es betont die unantastbare Würde jedes Menschen, der einmalig geschaffen ist.“  Anhand von Beispielen stellte er dar, dass sich menschliches Leben in Beziehungen zu anderen Menschen, zur Schöpfung und zu Gott vollzieht. Gleichzeitig sind die Menschen in der BruderhausDiakonie Teil einer Gemeinschaft, die Heimat, Bildung und Arbeit umfasst und zugleich die Vielfalt ihrer Herkunft und religiösen Überzeugungen ernst nimmt. In der BruderhausDiakonie wird der Glaube aktiv gelebt. Dazu gehört eine aktive Begleitung bei Lebensfragen, bei Sterben und Trauer sowie der Umgang mit ethischen Grenzerfahrungen.

Besonderes Interesse weckte bei den Zuhörenden die Begriffe Ankermenschen, Ankerbilder, Ankerorte und Ankerereignisse. Hier erinnerte Dr. Mutschler an die Pionierarbeit von Gustav Werner und Lotte Merkh und wie sie als Ankermenschen der ersten Stunde der Diakonie Großartiges leisteten. Im Sinne dieser Tradition gibt es im Jahreskalender der BruderhausDiakonie Feste und Ereignisse, die für die Gemeinschaft wie Anker in unruhigen Zeiten seien. Als Beispiel für einen Ankerort nannte Mutschler die Pochen-Mühle im Schwarzwald, die nicht nur ein Zuhause für Menschen mit Behinderung ist, sondern auch für die Bewohner im Ort ein Teil ihrer Identität.

Die Studientage der Drei-Kirchen-Partnerschaft finden seit über 30 Jahren statt. Abwechselnd laden die drei beteiligten Kirchen einander ein und stellen auch die Vortragenden. Gastgeberin im nächsten Jahr wird die Evangelische Kirche Augsburger Bekenntnisses in der Slowakei sein. Ihr Beitrag in diesem Jahr zu der Tagung war der Vortrag von Dr. Adrian Kacian aus Martin in der Slowakei. In seinem Vortrag unterstrich er die Bedeutung des lebendigen Glaubens für jeden Christenmensch. Ein weiterer, sehr wichtiger Beitrag aus der Slowakei zu den Studientagen war die Übernahme von allen Dolmetscherdiensten, die hervorragend von der Auslandsreferentin der Kirche Michaela Nickel geleistet wurde, zusammen mit Pfarrerin Eva Oslikova und Miroslav Mudrak. 

Dritte im Bunde der Drei-Kirchen-Partnerschaft ist die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Ein Team unter der Leitung von Regionalbischöfin Dr. Friederike Spengler gestaltet die Begegnungen mit. In diesem Jahr übernahm Spengler außerdem den Vortrag, der sich mit dem  Menschenbild im Alten Testament befasste. 

Die drei Impulse ergänzten und komplettierten diakonisches und kirchliches Handeln in den jeweiligen Gesellschaften. Dr. Kacian führte in seinem Vortrag zum Menschenbild im Neuen Testament in die Nachfolge Jesu ein als Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit. Krise und eine radikale Obdachlosigkeit seien immer der Anfang für eine tiefe Hoffnung und ein Anvertrauen, das große Freiheit bringe. 

Spengler nannte auf dem Hintergrund des Menschenbilds des jüdischen Glaubens den Menschen ein Beziehungswesen, das in großer Intimität Gottes Odem, Atem geschenkt bekommt. Daraus erwachse Empathie und die Bewahrung der Schöpfung.