40 Jahre Betriebliche Suchtkrankenhilfe
Seit 40 Jahren qualifiziert die Diakonie Württemberg Menschen für betriebliche Suchthilfe und -prävention und bildet Ehrenamtliche für die Mitarbeit in Sucht- und Selbsthilfe aus.
Zum Jubiläum gab es den Fachtag „Betriebliche Suchtprävention – neu denken!?“, zusammen mit den Kooperationspartnern aus Betrieben und Behörden und den Vertretern der Mitgliedseinrichtungen. „Mit der Qualifizierung von Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern Suchtprävention leisten wir als Verband einen wichtigen Beitrag zur Hilfe und Prävention am Arbeitsplatz“, sagte Oberkirchenrätin Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Sie dankte für 40 Jahre gute Kontakte in der Suchthilfe und den Betrieben. Mit vielen Unternehmen aus Wirtschaft und Dienstleistung, Behörden und Ämtern habe die Diakonie Württemberg in den vergangenen 40 Jahren im Rahmen der eine gute Kooperation aufbaut. Die Ausbildung habe sich zur „Marke“ entwickelt, es gebe verstärkte Nachfrage aus Groß- und mittleren Betrieben, mittlerweile zunehmend aus Verwaltungen und Behörden. Als neues Angebot nannte sie die Zusatzqualifikation zur „Ansprechperson psychische Gesundheit“.
Ministerialdirigent Dr. Thilo Walker vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg lobte die betriebliche Suchtprävention als wichtigen Bestandteil in der Suchthilfe, weil die Hilfen in den Lebenswelten der Menschen ankämen, zu der die Arbeitsstelle maßgeblich zähle. Statements von der Firma Kärcher und der Polizei verdeutlichten, dass Ansprechpartner im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements als fester Bestandteil integriert sind.
Dr. Elisabeth Wienemann, Bremen, sagte in ihrem Vortrag, dass es Anfänge der betrieblichen Suchthilfe bereits in den 70er Jahren gegeben hat, damals hätten Firmen erste Betriebsvereinbarungen abgeschlossen. Die referentin betonte, dass ein nebenamtlicher Einsatz von Suchthelfern den Erwerb von Kompetenzen und Qualifizierung voraussetzt. Ausbildungen gebe es seit ca. 1980), Programme zur Suchtprävention ab den 2000er Jahren – in den USA bereits 1949. Notwendig sei auch die Entwicklung von Konzepten zur betrieblichen Gesundheitsförderung (SGB V + IX) gewesen.
Das Improvisationstheater „Wilde Bühne“ sorgte für gute Unterhaltung und – unter Einbeziehung des Publikums – für „Lachmuskeltraining“.
Hintergrund
Neben der Ausbildung von Gruppenleitern für die Selbsthilfe gibt es eigenständige Seminare, die speziell auf die Anforderungen der Suchthilfe am Arbeitsplatz ausgelegt sind. Daneben richten sich die Anstrengungen der Suchthilfe im Bereich der Prävention und der betrieblichen Suchtarbeit auf die Aufklärung über Risiken von Suchtmittelkonsum, die Wahrnehmung von Suchtproblemen und geeignete Interventionsformen für Führungskräfte und im kollegialen Bereich. Ziel ist die Motivation zur Veränderung und die Unterstützung Betroffener zu einem gesundheitsbewussten Verhalten.
„Betriebliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner SuchtPrävention“ sind Teil des Gesundheitsmanagements im Betrieb, bauen den Kontakt zu betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und motivieren für Hilfeangebote. Zudem sind sie Multiplikatoren, die eine zeitnahe und kollegiale Beratung ermöglichen und sie bieten präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen an. Die Dienst- oder Betriebsvereinbarung „Sucht“ gibt den Rahmen für den Umgang mit den betroffenen Personen und regelt die Vorgehensweise bei Auffälligkeiten. Dabei spielt die Früherkennung und frühe Interventionen seitens der Führungsebene eine wichtige Rolle. Ein zentrales Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit, den Arbeitsplatz und damit die gesellschaftliche Teilhabe zu erhalten und die Existenzgrundlage des Einzelnen oder der Familie zu sichern. Die Betriebe profitieren davon, ihre qualifizierten Fachkräfte und langjährig Beschäftigen zu erhalten. Auch kleinen und mittleren Betrieben bekommen so Zugang zum Suchthilfesystem.
Die Suchthilfe in der Diakonie Württemberg wird von Beratungs- und Behandlungsstellen und stationären Einrichtungen geleistet. Sie bietet eine Palette an Hilfen für Betroffene und deren Angehörige, wie niederschwellige Hilfen in Kontaktläden, Beratung, unterschiedliche Formen der Behandlung und der Nachsorge.