Räume der Hoffnung
30 Jahre intensive Kooperation zwischen Kirchen und diakonischen Akteuren in Rumänien und der deutschen Aktion Hoffnung für Osteuropa: 40 Menschen haben sich in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen zu Rückblick und Visionen für die Zukunft getroffen.
Die Bilder von Waisenheimen in Rumänien, die in deutschen Medien nach dem Zusammenbruch des Ceaucescu-Regimes gezeigt wurden, stehen mehr als 30 Jahre später noch immer vielen vor Augen. Die menschenunwürdigen Zustände erforderten schnelles, professionelles Handeln. Solche und weitere Berichte aus diversen Ländern führten zu der Geburtsstunde der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“. Für viele aus der Gründergeneration war auch die Entwicklung eines gerechten, sozialen und demokratischen Europas eine Motivation. Ob Jung oder Alt, die Beiträge der Teilnehmenden haben deutlich gemacht: Hoffnung ist für sie kein leeres Wort, sondern der Kern ihrer Arbeit und Grundlage ihrer Motivation, auch um bei einer Tagung über die nächsten Hoffnungs-Schritte gemeinsam nachzudenken.
Unter den Teilnehmenden war eine 16-jährige ehrenamtliche Mitarbeiterin in einem Projekt für Kinder aus einer Roma-Siedlung. Ihre Aussage, ihr eigenes Mitwirken gebe ihr Hoffnung, bewegte viele der älteren Teilnehmenden, die teilweise schon in den 1980 Jahren mit klassischen Hilfstransporten angefangen hatten. Seitdem sind die rumänisch-deutschen Projekte zu einem bunten Strauß sozialer Arbeit und humanitärer Hilfe weiterentwickelt worden, auch wenn nach wie vor Hilfstransporte nötig sein können. Diese Entwicklung wurde im Titel der Tagung auch sichtbar: „Vom Hilfstransport zu sozialer Innovation“.
Durch Knowhow-Transfer, gegenseitigen fachlichen Austausch, persönliche Begegnungen, finanzielle und materielle Förderung konnten zwischenzeitlich soziale, diakonische und institutionelle Strukturen entwickelt und etabliert werden. So konnten Heime für Menschen mit Behinderung, Senioren, Erwachsenenhospiz sowie das erste Kinderhospiz Rumäniens und mehrere Angebote für Schülerinnen und Schüler aus Roma-Vierteln ins Leben gerufen werden. Durch die Strahlkraft dieser Leuchtturmprojekte ist es gelungen, auf allen staatlichen Ebenen ein erstes Bewusstsein für deren Verantwortung zur Übernahme diese Aufgaben zu wecken, auch wenn die finanziellen Kapazitäten des Staates eine gelungene Umsetzung bisher nur ansatzweise ermöglichen. Mit seinen Aktivitäten ist „Hoffnung für Osteuropa“ Teil einer Landschaft mit weiteren kirchlich-diakonischen Trägern und Nichtregierungs-Organisationen.
Vorträge von Kolleginnen und Kollegen aus Rumänien und die Vorstellung der aktuellen Projekte sowie der Austausch in Workshops haben deutlich gemacht, dass es noch viel zu tun gibt. Die komplexe, sich häufig verändernde Gesetzgebung, die oft schwer zu überwindende Bürokratie und das Fehlen von Fachleuten an vielen Stellen stehen der sozialen Arbeit oft im Wege. Für freie Träger der sozialen Arbeit ist die Finanzierung ein brisantes Thema. Ohne Spenden aus dem In- und Ausland ist die Arbeit undenkbar. Problematisch ist auch, dass selbst bei Zusage europäischer, staatlicher oder kommunaler Fördergelder (oft eine gesetzliche „Kann-Leistung“) die Gelder erst Monate, teils mehr als ein Jahr später ausbezahlt werden. Eine Problemanzeige von vielen, an der es noch zu arbeiten gilt.
Sprecher des bundesweiten Trägerkreises sind Thomas Kraft (Evangelischen Kirche im Rheinland) und Pétur Thorsteinsson (Diakonie Württemberg). Neben ihnen waren Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und des Zentrums Ökumene der beiden hessischen Landeskirchen im Vorbereitungskreis.