Gegen Gewalt an Frauen
Anlässlich der UN-Kampagne „Orange the World“ gegen Gewalt an Frauen haben kirchlich-diakonische Stellen ein Mittagsgebet und Mitmach-Aktionen angeboten.
Vertreterinnen aus Diakonie und Kirche gestalteten gemeinsam eine Aktion am Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen. Beim Mittagsgebet in der Stiftskirche unter dem Titel „Eine Frau sagt NEIN! Und wird nicht gehört!“, sagte die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold, bei Gewalt gegen Frauen und Mädchen gehe es um Macht. Diese Gewalt sei in vielen unterschiedlichen Formen allgegenwärtig. „Wir wollen nicht wegschauen. Wir wollen unsere Stimme erheben für die, die es nicht können.“
Fachleute informierten über kirchlich-diakonische Beratungs- und Wohnangebote für von Gewalt betroffene Frauen. Außerdem gab es Mitmachaktionen. Unter anderem wurden orangefarbene Kerzen angezündet und für die von Gewalt betroffenen Frauen vor der Stiftskirche aufgestellt.
Veranstaltet wurde die Aktion von der Beauftragten für Chancengleichheit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, den Evangelischen Frauen in Württemberg, dem Diakonischen Werk Württemberg, dem Fraueninformationszentrum, von den Hilfen für junge Migrantinnen der Evangelischen Gesellschaft (eva) und der Regionalgruppe Stuttgart der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland, mit der vonseiten der Evangelischen Frauen eine aktive Zusammenarbeit vor Ort stattfindet. Strukturelle Gewalt in Form schlechter Arbeitsbedingungen, aber auch sexualisierte, körperliche und psychische Gewalt prägen den Alltag vieler Arbeiterinnen in der Textilindustrie weltweit und in Deutschland, so die Kampagne.
„Geschlechtsspezifische Gewalt fängt bei Alltagssexismus an und endet mit Femiziden. Diese Gewalt ist allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert. In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Die Zahlen und Hilferufe von Frauen haben sich die vergangenen Jahre jährlich erhöht. Ein Skandal bei einer Bevölkerungsmehrheit von 51 Prozent. Das Schweigen, Tabuisieren, Wegschauen ist nicht mehr hinnehmbar, Gewalt geht alle an“, so Ursula Kress, Beauftragte für Chancengleichheit im Oberkirchenrat.
„Wir leisten seit vielen Jahren wertvolle Arbeit für und mit Frauen und deren Kinder, ob im Frauenschutzhaus, in Fachberatungsstellen für häusliche Gewalt, in Interventionsstellen nach Partnergewalt, in Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel oder Prostitution, für geflüchtete Frauen und Betroffene von Zwangsheirat“, so Martina Haas-Pfander, Referentin Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung, Frauen- und Kinderschutzhäuser beim Diakonischen Werk Württemberg.
„Durch Fort- und Weiterbildungsangebote sowie Vorträge werden Fachkräfte und Interessierte sensibilisiert, um Signale des Missbrauchs durch Gewalt zu erkennen. Darüber hinaus setzen wir uns auf politischer Ebene für eine Strukturveränderung beziehungsweise Anpassung ein“, so Sylvia Dieter, Landesreferentin Bereich Kirche und Gesellschaft bei den Evangelischen Frauen in Württemberg.
Die Initiatorinnen der Aktion aus Kirche und Diakonie fordern weiterhin, dass Schutz und Unterstützung nicht abhängig vom Wohnort sein dürfen. Sie fordern das Land auf, die Istanbul-Konvention flächendeckend umzusetzen, genügend Plätze und Fachberatungsstellen vorzuhalten und Personal und Beratungsorte ausreichend und langfristig zu finanzieren. Auf europäischer Ebene ist die Istanbul-Konvention für die ratifizierenden Staaten das erste juristisch rechtsverbindliche Instrument zum Schutz von Frauen und Mädchen gegen jede Form der Gewalt. Die Istanbul-Konvention präzisiert die Verpflichtungen des Staates, häusliche Gewalt zu bekämpfen und den Opfern adäquaten Schutz zu bieten.