60 Jahre FSJ: Erfolgsgeschichte mit akuter Gefährdung
Jede dritte Stelle könnte wegfallen – Rechtsanspruch gäbe langfristig Sicherheit
Stuttgart, 26. April 2024. Das 60-jährige Bestehen des Freiwilligen Sozialen Jahres ist für die Diakonie Württemberg eine Erfolgsgeschichte. Bis heute haben mehr als 32.000 Menschen in der Diakonie in Württemberg einen einjährigen Dienst in Pflegeheimen, in der Jugendhilfe oder bei der Bahnhofsmission absolviert, jährlich sind es rund 1.500 Freiwillige. Gleichzeitig ist aber jeder dritte Platz gefährdet. Die Diakonie Württemberg fordert eine langfristige gesicherte Finanzierung, etwa durch die Schaffung eines Rechtsanspruchs.
„Das freiwillige Engagement ist ein Gewinn für alle Seiten: für die jungen Menschen selbst, die Betreuten, die sozialen Dienste, die Gesellschaft“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. „Das FSJ bietet die Chance zum sozialen Lernen und leistet einen unschätzbaren Beitrag zu einer solidarischen und demokratischen Gesellschaft.“
Auf die unsichere Finanzierung des Angebots weist Dr. Kornelius Knapp, Vorstand Sozialpolitik bei der Diakonie Württemberg, hin. Im vergangenen Jahr waren die Freiwilligendienste unter Druck geraten weil Einsparungen im Bundeshaushalt vorgesehen waren. Letztlich konnte ein massiver Wegfall von Freiwilligenplätzen, Einsatzstellen sowie Trägerstrukturen durch die Rücknahme der Kürzungen verhindert werden. Der Bundeshaushalt 2025 sieht aber weiterhin Mittelkürzungen beim Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) von rund 30 Prozent und beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) von mindestens 25 Prozent vor. Das bedeutet: Jeder dritte Platz fällt weg.
Die Diakonie Württemberg fordert eine frühzeitige Planungssicherheit für die Träger der Freiwilligendienste durch Verpflichtungsermächtigungen im Haushalt 2025, der gerade aufgestellt wird. „Wir brauchen eine langfristige Sicherheit für engagierte junge Menschen und Verbände, etwa durch einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst“, so Kornelius Knapp.
Der Einstieg in einen Freiwilligendienst ist jederzeit möglich, der Großteil beginnt zum 1. September eines Jahres. Infos unter www.ran-ans-leben-diakonie.de
Hintergrund
Am 29. April 1964 hat der Deutsche Bundestag mit dem Gesetz zur Förderung von Jugendfreiwilligendiensten (Jugendfreiwilligendienstegesetz: JFDG) das Freiwillige Soziale Jahr aus der Taufe gehoben. Die Diakonie war von Anfang an mit dabei, hat das Programm sogar erfunden: Bereits zehn Jahre zuvor wurde in Neuendettelsau das Diakonische Jahr (DJ) mit demselben Ziel ausgerufen. Seit 1964 bietet das Diakonische Werk Württemberg Plätze für junge Menschen im FSJ, in der Betreuung und Begleitung von hilfebedürftigen Menschen in ihren Diensten und Einrichtungen.