Verteilung von Corona-Impfstoff – ein Werkzeug der internationalen Politik?
Gewinner des Recherchepreises Osteuropa recherchieren in der Republik Moldau
Stuttgart, 28. September 2021. Die Berichterstattung aus Osteuropa stärken: Das ist das Ziel des Recherchepreises Osteuropa. Gewonnen haben in diesem Jahr Stefan Schocher und Matthias Schumann mit ihrem Recherchevorhaben zur Impfstoffverteilung in der Republik Moldau. Der von Hoffnung für Osteuropa und der Solidaritätsaktion Renovabis als Stipendium vergebene Preis ist mit 7.000 Euro dotiert. Er soll ambitionierten Journalistinnen und Journalisten die Recherche und Produktion aufwändiger Sozialreportagen ermöglichen.
Der Journalist Stefan Schocher und der Fotograf Matthias Schumann sind bereits zu ihrer Recherchereise aufgebrochen. Die Republik Moldau steht selten in den Schlagzeilen. Aufgrund der geostrategischen Lage ist Moldau aber durch die Covid-19-Pandemie zu einem politischen Schauplatz geworden, in dem unter anderen Russland, Rumänien, die USA und auch Deutschland um Einfluss ringen. Sie haben auf bilateraler Basis große Impfstoffmengen zugesagt. COVAX, die von der UNO ins Leben gerufene UN-Organisation zur Verteilung von Impfstoffen, scheint dagegen zu nicht mehr als einem logistischen Hilfsdienst zu werden. Die Recherche legt einen Schwerpunkt auf die Frage, wie die Pandemie das Leben der Menschen in einem Land wie Moldau verändert. Moldau hat neben schwachen staatlichen Strukturen, verbreiteter Korruption, den Folgen der massenhaften Abwanderung seiner Bürger und dem schwierigen Umgang mit der abtrünnigen Region Pridnestrovie nun auch mit der Corona Pandemie zu kämpfen. Sie hat neue Konfliktfelder eröffnet und bestehende Gräben vertieft.
Vor ihrer Abreise betonten die beiden Gewinner: „Die Corona-Impfstoffverteilung ist, wenn nicht zu einer geopolitischen Waffe, so doch zumindest zu einem Werkzeug der internationalen Politik geworden. Vakzine sind in der Republik zum Politikum geworden.“
Über 50 Teams haben sich in diesem Jahr für das Stipendium des Recherchepreises Osteuropa beworben und damit die Jury vor eine große Herausforderung gestellt. Am Ende stand die eindeutige Entscheidung für die beiden Gewinner, da sie ein hochaktuelles Thema auf professionelle Weise bearbeiten. Zugleich wird beispielhaft der Zusammenhang zwischen der Pandemie und ihren Auswirkungen und dem Machtkampf internationaler Player in einem osteuropäischen Land deutlich gemacht.
Verliehen wird der Preis von der württembergischen Landesstelle Hoffnung für Osteuropa im Diakonischen Werk Württemberg und Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Kooperationspartner des Preises ist n-ost, Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung. Mit dem Geld werden zeitintensive Recherchen zu Sozialreportagen aus den Ländern Mittel-, Südost- und Osteuropas ermöglicht. Ziel ist, den Alltag der Menschen in den Blick zu nehmen, den Umgang mit gesellschaftlichen Umbrüchen zu thematisieren und die Lebensumstände von Randgruppen zu zeigen.