29. Januar 2025

„Ich freue mich, dass ich unsere Partnereinrichtungen im Nahen Osten weiter unterstützen kann“

Selmar Ehmann und Ramona Czech betrachten Objekte im Eigenprodukte-Verkauf des Instituts in Jordanien.
Selmar Ehmann und Ramona Czech im Eigenprodukte-Verkauf des Instituts in Jordanien. © Paulinenpflege

Paulinenpflege verlängert den Vertrag ihres Partnerschaftsbeauftragten für zwei Jahre.

„Ich hätte bei meinem Antritt als Partnerschaftsbeauftragter nicht geglaubt, dass es solch große Umbrüche im Nahen Osten gibt“, sagt Selmar Ehmann, der seit November 2022 durch eine 50 prozentige Freistellung seines Jobs im Berufsbildungswerk Winnenden zwei Partnereinrichtungen der Paulinenpflege in Jordanien und in der Westbank unterstützen kann. 

Auch wenn Jordanien an drei Krisengebiete grenzt, ist in der Zusammenarbeit mit dem Holy Land Institute for the Deaf in Salt wenig von den Kriegen und Konflikten zu spüren. Paulinenpflege-Vorstand Andreas Maurer zieht eine positive Bilanz der letzten beiden Jahre: „Die Kooperation ist eine echte Win-Win-Situation. Wir lernen voneinander. Und ich habe den Eindruck, dass sich das Institut gut weiterentwickelt hat.“ Daher wurde die Finanzierung von Selmar Ehmanns Stelle im November letzten Jahres auch nochmal um zwei Jahre verlängert. „Ich freue mich, dass ich unsere Partnereinrichtungen im Nahen Osten weiter unterstützen kann. Gerade in diesen Zeiten ist das wichtiger denn je“, sagt Selmar Ehmann. 

Im letzten Jahr war er bei der 60-jährigen Jubiläumsfeier des Instituts dabei, in dem hörbehinderte Schülerinnen Schüler vom Kindergarten bis zur Hochschulreife und Berufsausbildung gefördert werden. Ein weiterer Höhepunkt ist seine Organisation des Besuchs des deutschen Botschafters aus Amman in der sozialen Einrichtung, die ohne staatliche Förderung auskommen muss und von Spenden und Elternbeiträgen finanziert wird. „Es war mir sehr wichtig, dass Dr. Bertram von Moltke diese wichtige Arbeit im Institut sieht. Sein Büro hat mir hinterher geschrieben, dass der Besuch einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, nicht nur wegen der tollen Kinder, sondern auch wegen der besonderen Hingabe der Betreuenden. Besonders beeindruckt war der Botschafter von der Taubblindenarbeit“, freut sich Ehmann. Er erhofft sich durch diesen Kontakt auch eine weitere Vernetzung der Einrichtung über Jordanien hinaus. 

„Dr. Moltke hat uns auch auf das Global Disability Summit dieses Frühjahr in Berlin hingewiesen. Dieser Gipfel wird gemeinsam von der Bundesregierung und Jordanien veranstaltet. Dort wird das Institut gemeinsam mit mir teilnehmen und eventuell auch Workshops anbieten“, erzählt Selmar Ehmann.

Auch außerhalb dieser besonderen Ereignisse tut sich durch die Unterstützung des Partnerschaftsbeauftragten im Holy Land Institute einiges. Wie die Paulinenpflege muss sich auch die Schule in Jordanien neuen Herausforderungen stellen - die Bildungslandschaft verändert sich auch dort: „Es gibt Überlegungen zu neuen Berufsbildern beispielsweise IT und e-Commerce oder die Wiederaufnahme der KFZ-Ausbildung. Auch der Umweltgedanke und Nachhaltigkeit wird dort immer wichtiger. So sind wir gemeinsam mit Institutsleiter Pfarrer Jamil Khadir dran, wie wir dort Solaranlagen finanzieren können. Vor kurzem waren zwei Paulinenpflege-Kolleginnen zu einer Hospitation in der Schule, um den Aufbau eines Webshops zum Vertrieb von Eigenprodukten sowie Fundraising zu unterstützen“, sagt Selmar Ehmann.

In der zweiten Partnereinrichtung der Paulinenpflege, die in der Westbank liegt, sind die politischen Veränderungen deutlicher zu spüren. Nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 war das Episcopal Technology & Vocational Training Center in Ramallah zunächst geschlossen, jetzt geht der Schulalltag so gut wie möglich weiter. Dort werden junge Menschen zu Hotelfachleuten, für den Gastronomie-Sektor und im IT-Bereich ausgebildet.  Leider bleiben die Besucher im Gästehaus aus. Dies führt zu finanziellen Einbußen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Leitung von Direktor Giovanni Anbar versuchen den Schülerinnen und Schülern hier weiterhin eine Perspektive zu geben. Statt Gewalt wollen sie Hoffnung säen. Mich beeindruckt, wie sie hier trotz der Ungewissheit weitermachen“, sagt Selmar Ehmann. Auch die Anmeldezahlen stimmen hoffnungsfroh: Auf 40 Schulplätze kommen derzeit 106 Anmeldungen. Dies spricht für die hohe Qualität und Anerkennung der Schule.

„Größer könnten die Gegensätze ​bei unseren beiden Partnereinrichtungen derzeit kaum sein. Meine Bitte an die Mitarbeitenden der Paulinenpflege ist, an unsere Partnerschaftseinrichtungen zu denken und für sie zu beten. Es ist in diesen Zeiten wichtig, die wertvolle Arbeit beider Schulen zu unterstützen. Sie tragen dazu bei, Frieden im Kleinen zu stiften“ so Selmar Ehmann. Auch Spenden sind weiterhin willkommen und nötig.