Diakonie Württemberg bildet seit fünf Jahren Pflegekräfte aus dem Kosovo aus
Faire und verlässliche Bedingungen für inzwischen fast 100 Menschen pro Jahrgang
Das Diakonische Werk Württemberg macht seit fünf Jahren gute Erfahrungen mit jungen Menschen aus dem Kosovo in der Pflegeausbildung. Die jungen Menschen absolvieren eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft in Einrichtungen der Diakonie Baden-Württemberg. Wir legen großen Wert auf faire und verlässliche Bedingungen“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Die Sorge für die Menschen komme nach den Zielen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und legale Migration zu ermöglichen. „Es ist unser biblisch begründeter Auftrag, auch für das Wohl der Pflegekräfte, die ihre Heimat verlassen haben, gut zu sorgen.“ Die Abbrecherquote liege bei unter fünf Prozent.
Der erste Jahrgang des Kosovo-Ausbildungsprojektes des Diakonischen Werks Württemberg hat im September vergangenen Jahres seine Ausbildung beendet. Rund 145 weitere junge Menschen aus dem Kosovo befinden sich noch in der dreijährigen Ausbildung, dazu zehn im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Altenpflege, im Herbst 2019 beginnen wieder rund hundert Kosovaren ihre Ausbildung in Baden-Württemberg. Ab Herbst 2019 werden erstmals auch acht junge Menschen aus Albanien am Projekt teilnehmen. „Wir brauchen internationale Teams und deshalb Menschen aus unterschiedlichen Ländern“, ist Kaufmann überzeugt.
Ziel des Projekts ist auch die partnerschaftliche und entwicklungspolitisch sensible Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland und langfristig gesehen die Unterstützung beim Aufbau von Strukturen und Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe in Kosovo. „Im Moment beraten wir eine junge Frau, die dort einen ambulanten Pflegedienst eröffnen will.“ Kaufmann betont, dass junge Kosovaren in ihrer Heimat geringe Chancen auf eine Berufsausbildung und alle Bewerber keine Aussicht auf eine Ausbildung oder Arbeitsstelle hatten. Für die jungen Kosovaren bedeutet die Ausbildung eine große Chance. Auch die Einrichtungen sind dankbar für die motivierten Mitarbeiter.
Dieter Kaufmann kritisiert, dass Arbeitsvermittler keine Zertifizierung brauchen und oftmals von den Angeworbenen viel Geld verlangen. Die Einrichtungen der Diakonie hingegen bezahlt die Kosten für Anreise, Übersetzungen und sonstige anfallende Kosten. Nur zwei Drittel der Kosten für den Spracherwerb im Heimatland bezahlen die künftigen Fachkräfte selbst.
Ein großes Problem sind immer wieder bürokratische Hindernisse und Wartezeiten: Eine Zeugnisanerkennung benötigt beispielsweise in Stuttgart momentan 14 Monate. Die Visumsstelle signalisiert völlige Überlastung. Der Übergang von der Ausbildung zur Fachkraft gelingt wegen der Bürokratie-Hemmnisse teilweise erst nach wochenlanger verordneter Arbeitslosigkeit.
Hintergrund:
Das Diakonische Werk Württemberg ermöglicht jungen Menschen aus dem Kosovo, die dort bereits einen Schulabschluss an einer medizinischen Mittelschule erworben haben, in Deutschland eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft zu absolvieren.
Vorbereitend erlernen die Auszubildenden im Kosovo zunächst Deutsch bis zum Niveau B1 sowie die erforderlichen interkulturellen Kompetenzen. Im Anschluss daran beginnt die Ausbildung zur Altenpflegefachkraft in Deutschland. Mit dem erworbenen Abschluss können die jungen Menschen dann in Deutschland auf Dauer als Fachkräfte arbeiten und so dem stark wachsenden Bedarf an Fachkräften in der Alten- und Krankenpflege entgegenwirken.
Das Projekt wächst ständig: Inzwischen nehmen neun diakonische Träger mit über 30 Einrichtungen an dem Projekt teil. Für das Jahr 2019 haben über 100 Bewerberinnen und Bewerbern eine Ausbildungszusage bekommen – unter der Voraussetzung, entsprechende Deutschkenntnisse vorzuweisen.