Langzeitarbeitslose haben auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen
Zumeldung zur Meldung der Agentur für Arbeit zu Arbeitslosenzahlen im September 2013.
Stuttgart, 1. Oktober 2013: Heute hat die Agentur für Arbeit die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben und vor allem die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt unterstrichen. Wir lenken den Blick hingegen auf die Zahlen, die die Probleme des Arbeitsmarktes und der Arbeitslosen in Baden-Württemberg unterstreichen:
- 231.622 Personen sind arbeitslos. Das bedeutet eine Arbeitslosenquote von 4 %, weniger als im Vormonat, aber 9.337 oder 4,2 % mehr als vor einem Jahr.
- Der Anteil der Hartz-IV-Bezieher ist auf 56,1 % gestiegen.
- Die Unterbeschäftigtenquote liegt bei 5,2 %. Das heißt: 304.796 Personen sind arbeitslos oder in Beschäftigungsmaßnahmen der Arbeitsagentur.
Dass auch diese Zahl nicht ausreicht, den tatsächlichen Arbeitsstellenmangel zu beziffern, zeigt die Zahl der Arbeitssuchenden von 403.518.
Die Zahl der stillen Reserve, also die Zahl derjenigen, die zwar Arbeit suchen, sich aber bei den Agenturen und Jobcentern nicht melden, wird nicht einbezogen, obwohl das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Juli gemeldet hat, dass bis zu 43 % derjenigen, die einen Anspruch auf SGB-II-Leistungen (Hartz IV) hätten, diesen nicht geltend machen.
- 70.069 Personen oder 30,3 % aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos – gegenüber dem Vorjahresmonat sind das 4.700 Personen oder 7,2 % mehr Langzeitarbeitslose.
- Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Arbeitslosengeld-II-Bezieher: 44,2 % von ihnen sind länger als ein Jahr arbeitslos, bei den Arbeitslosengeld-I-Beziehern sind es nur
12,4 %. - Die durchschnittliche Dauer von Arbeitslosigkeit bei SGB-II-Arbeitslosen liegt derzeit bei 518 Tagen – das sind 16 Tage mehr als im Vorjahresmonat.
- Derzeit gibt es 64.152 offene Stellen, gegenüber dem Vorjahresmonat ein Rückgang um 14,9 %
Diese Zahlen belegen erneut die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit. Betroffene haben kaum noch Chancen auf dem normalen Arbeitsmarkt. Der Rückgang bei der Zahl der offenen Stellen verringert diese Möglichkeiten zusätzlich. Um Langzeitarbeitslosigkeit langfristig abzubauen, ist eine gezielte Unterstützung durch Bundesagentur und Jobcenter notwendig. Stattdessen wurden deren Maßnahmen abgebaut und die Eingliederungsmittel der Jobcenter in den letzten drei Jahren nahezu halbiert. Das Risiko der Langzeitarbeitslosen, dauerhaft arbeitslos zu bleiben, wächst immer stärker.
Wenn die Einschätzung der Agentur stimmt, dass es eine stabile Arbeitsmarktlage gibt, dann ist jetzt Zeit zum Handeln, um auch Langzeitarbeitslosen wieder eine Chance auf Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen. Dies kann aber nur mit öffentlich geförderter Beschäftigung gelingen, wie es die Diakonie schon seit Jahren und in Übereinstimmung mit allen Verbänden und der Fachwissenschaft fordert. Und sie hat auch nachgewiesen, dass es nicht teurer ist, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu fördern.
Weitere Argumente zur öffentlich geförderten Beschäftigung finden Sie unter:
www.initiative-pro-arbeit.de