Von der Diakonie in den Bundestag
„Heike Baehrens hat im besten Sinne des Wortes Lobbyarbeit für sozial Benachteiligte gemacht“, so Georg Ottmar, stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums des Diakonischen Werks Württemberg, am Donnerstag bei der Verabschiedung von Kirchenrätin Heike Baehrens in Cannstatt. Nach 17 Jahren im württembergischen evangelischen Wohlfahrtsverband wird die Kirchenrätin ihre Kenntnisse aus ihrer Zeit als stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg in ihr Amt als Mitglied des Deutschen Bundestages einbringen. „Diakonie steht für Solidarität, Hilfe und soziale Gerechtigkeit. Heike Baehrens lagen immer die Belange der Armen und sozial Schwachen am Herzen. Und wir waren uns einig, dass es qualifizierte Pflege nicht zum Billigtarif geben kann“, sagte Katrin Altpeter, Arbeits- und Sozialministerin in Baden-Württemberg. Heike Baehrens habe sich immer für Qualität in der Pflege eingesetzt. Und Qualität benötige qualifizierte Mitarbeiter und die benötigten faire Löhne. Altpeter: „Um die Pflegeleistungen zu verbessern brauchen wir mehr Druck. Ich bin mir sicher, dass sich Heike Baehrens dafür auch in ihrem neuen Amt einsetzen wird.“ Wie groß die Hoffnungen an Baehrens als engagierte Anwältin für soziale Fragen von allen Seiten auch in ihrem neuen Amt sind, betonte Agnes Christner, Dezernentin beim Städtetag Baden-Württemberg. „Wir haben große Erwartungen an Sie als engagierte Sozialexpertin im Bundestag, die sich auch für die Belange der kommunalen Familie einsetzen wird.“
Eine „richtig gute Zeit“ habe sie in der Diakonie gehabt und ihre Fähigkeiten einbringen können, sagte Heike Baehrens am Tag ihrer Verabschiedung. Nach 17 Jahren im württembergischen evangelischen Wohlfahrtsverband hat sie nun ihr Amt als Mitglied des Deutschen Bundestags angetreten und will dort auch ihre Kenntnisse aus ihrer Zeit als stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg einbringen.
In ihrem neuen Amt will die 58-jährige Sozialdemokratin für eine „umfassende Pflegereform“ eintreten. Dringend plädiert sie für ein neues, mehrstufiges Verfahren zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit. Vor allem müssten die Bedarfe von Menschen mit einer demenziellen Erkrankung stärker berücksichtigt und unnötige Bürokratie abgebaut werden. Auch löse die jetzt über eine Schiedsperson erreichte Erhöhung der Zuwendungen der AOK für die häusliche Pflege nicht das Grundproblem der Unterfinanzierung. Auf jeden Fall müssten die Leistungen aus der Pflegeversicherung steigen. Weiter liegt ihr die Umsetzung der Inklusion am Herzen. Darüber müsse man ausführlich reden und sich kundig machen, „das darf kein kurzfristiges Modethema sein“. Besonders bei Menschen mit geistiger Behinderung müsse man sicherstellen, dass ein Verlassen der Einrichtung nicht Vereinsamung zur Folge hat. Auch die öffentlich geförderte Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen will Heike Baehrens vorantreiben.
Für die Diakonie wünscht sie sich, dass als Fundament ihrer sozialen Dienstleistungen die von Gott allen Menschen zugesprochene Würde erkennbar bleibt. Die Verbindung mit den Kirchengemeinden und die Mitgestaltung des Gemeinwesens hält sie für unerlässlich.
17 Jahre war Heike Baehrens im Diakonischen Werk Württemberg tätig, zuerst als Mitglied der Geschäftsführung, seit 2002 als Mitglied des hauptamtlichen Vorstands. Am 1. November 2013 hat sie ihr Vorstandsamt in der württembergischen Diakonie aufgegeben. Zuständig war sie für die Bereiche Gesundheit, Alter, Pflege; Kinder, Jugend und Familie; Behindertenhilfe und Psychiatrie sowie Freiwilliges Engagement.
Heike Baehrens ist Bankkauffrau und Diplom-Religionspädagogin. Als Gemeindediakonin war sie in verschiedenen Arbeitsfeldern in Bad Cannstatt und Stuttgart-Rot tätig. Sieben Jahre war sie Mitglied im Stuttgarter Gemeinderat unter anderem als jugend- und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Heike Baehrens war Mitglied der Vertragskommission nach dem Bundessozialhilfegesetz in Baden-Württemberg, in der zum Beispiel die Verhandlungen über die Rahmenbedingungen der Behindertenhilfe im Land ge¬führt werden, sowie der Pflegesatzkommission und dem Landespflegeausschuss. Außerdem gehörte sie Aufsichtsgremien verschiedener diakonischer Einrichtungen an, zum Beispiel der Nikolauspflege, eine Einrichtung für sehbehinderte junge Menschen, und der Evangelischen Heimstiftung, dem größten Altenhilfeträger in Baden-Württemberg.