Zahl der Langzeitarbeitslosen ist nach wie vor sehr hoch
Die Hälfte aller Arbeitslosen sind Hartz-IV-Empfänger. Ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt ist nach Meinung der Diakonie umungänglich.
Stuttgart, 28. Februar 2013. Im Februar 2013 ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um 15.967 Arbeitslose oder 7 Prozent auf 245.451 Personen gestiegen. Rechnet man die Personen dazu, die derzeit in Maßnahmen der Arbeitsagentur sind, sind tatsächlich 325.652 Personen unterbeschäftigt. Gleichzeitig hat sich die Zahl der gemeldeten freien Stellen in diesem Monat laut Regionaldirektion aber um 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verringert. 70.083 Personen oder 28,6 Prozent aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos. Diese Zahlen zeigen: Immer mehr Menschen geraten in die Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden. Ihre Chancen auf Rückkehr in den Arbeitsmarkt werden mit der Dauer der Arbeitslosigkeit immer geringer. Zwar konnten im Januar 57.080 ihre Arbeitslosigkeit beenden. Nur ein geringer Teil davon hat wirklich Arbeit gefunden. Denn 53 Prozent von ihnen, bei den SGB-II-Empfängern sogar 65,4 Prozent, gingen in Nichterwerbstätigkeit oder in einen unbekannten Status.
Die offizielle Zahl der Langzeitarbeitslosen zeigt nur einen Teil der Wahrheit. Denn tatsächlich sind es erheblich mehr. Schon kurzfristige Unterbrechungen (Krankheit, kurzfristige Jobs etc.) führen zur Beendigung der statistischen Langzeitarbeitslosigkeit. Deshalb sind 136.569 oder 53,6 Prozent aller Arbeitslosen im Februar Hartz-IV-Empfänger. Dazu gehören die, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, und die, die sich keinen Anspruch auf Leistungen der Arbeitslosenversicherung erarbeiten konnten, weil sie nur kurzfristig beschäftigt waren. Insgesamt sind, Angehörige eingerechnet, 427.171 Menschen in Baden-Württemberg Hartz-IV-Empfänger. Problematisch für diese ist die lange Zeit der Arbeitslosigkeit. Die durchschnittliche Dauer ihrer Arbeitslosigkeit beträgt jetzt 505 Tage, während es im Februar 2011 „nur“ 491 Tage waren. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) muss sich nahezu die Hälfte ehemaliger Arbeitslosengeld-II-Empfänger nach einer Arbeitsaufnahme binnen eines halben Jahres erneut arbeitslos melden. 30 Prozent derer, die sich nach einer Beschäftigung arbeitslos melden müssen, erhalten direkt wieder SGB-II-Leistungen, weil es ihnen nicht gelungen ist, Ansprüche der Arbeitslosenversicherung zu erarbeiten.
Trotz dieser Zuspitzung hat die Bundesregierung seit 2011 die Mittel zur Eingliederung von Arbeitslosen im Rechtskreis des SGB II (Arbeitslosengeld II) im Laufe von drei Jahren nahezu halbiert. Und die Jobcenter haben 2012 zusätzlich 500 Millionen Euro nicht ausgegeben, obwohl bundesweit eine Million langzeitarbeitslose Menschen dringenden Unterstützungsbedarf haben. Die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt, bedeutet für immer mehr Menschen, dass sie ohne Unterstützung keine Aussicht auf Integration und Teilhabe haben. Langzeitarbeitslosigkeit ist die Hauptursache für langfristige Armut und Ausgrenzung. Nach Meinung der Diakonie ist nun die Politik gefordert, die arbeitsmarktpolitischen Anstrengungen erheblich zu verstärken. Sie fordert die Bundesregierung auf, vor allem die öffentlich geförderte Beschäftigung wieder zu verstärken, damit Langzeitarbeitslose eine Chance auf Teilhabe und menschenwürdiges Leben haben.