Kaum Chancen für Langzeitarbeitslose auf dem Arbeitsmarkt
Zumeldung zur Meldung der Agentur für Arbeit zu Arbeitslosenzahlen im August 2013.
Stuttgart, 29. August 2013: Heute hat die Agentur für Arbeit die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben. Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit auf folgende Zahlen in Baden-Württemberg lenken:
- 242.257 Personen sind arbeitslos. Das bedeutet einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,2 %
- Über die Hälfte der Arbeitslosen (54,7 % oder 132.569 Personen) sind Hartz-IV-Bezieher.
- Die Unterbeschäftigtenquote liegt bei 5,4 %. Das heißt: 314.935 Personen sind arbeitslos oder in Beschäftigungsmaßnahmen der Arbeitsagentur.
Dass auch diese Zahl nicht ausreicht, den tatsächlichen Arbeitsstellenmangel zu beziffern, zeigt die Zahl der Arbeitssuchenden von 416.291.
Die Zahl der stillen Reserve, also die Zahl derjenigen, die zwar Arbeit suchen, sich aber bei den Agenturen und Jobcentern nicht melden, wird überhaupt nicht einbezogen, obwohl das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im Juli gemeldet hat, dass 34 bis 43 % derjenigen, die einen Anspruch auf SGB-II-Leistungen (Hartz IV) hätten, diesen nicht geltend machen. - 70.797 Personen oder 29.2 % aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos – gegenüber dem Vorjahresmonat sind das 4.793 Personen oder 7,8 % mehr Langzeitarbeitslose.
- Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Arbeitslosengeld-II-Bezieher: 43,8 % von ihnen sind länger als ein Jahr arbeitslos, bei den Arbeitslosengeld-I-Beziehern sind es nur 11,6 %.
- Die durchschnittliche Dauer von Arbeitslosigkeit bei SGB-II-Arbeitslosen liegt derzeit bei 518 Tagen – das sind 16 Tage mehr als im Vorjahresmonat.
- Derzeit gibt es 65.466 offene Stellen, gegenüber dem Vormonat ein Rückgang um 15,9 %
Diese Zahlen zeigen, dass sich die Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt hat und kaum Langzeitarbeitslose auf den normalen Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Der Rückgang bei der Zahl der offenen Stellen verringert zusätzlich die Chancen für Langzeitarbeitslose. Um Langzeitarbeitslosigkeit langfristig abbauen zu können, ist eine gezielte Unterstützung durch Bundesagentur und Jobcenter notwendig. Stattdessen wurden deren Unterstützungsmaßnahmen immer mehr abgebaut und die Eingliederungsmittel der Jobcenter sind in den letzten drei Jahren nahezu halbiert worden. Das Risiko der Langzeitarbeitslosen, dauerhaft arbeitslos zu bleiben, wächst immer stärker.
Wenn die Einschätzung der Agentur stimmt, dass es eine stabile Arbeitsmarktlage gibt und bundesweit die atypische Beschäftigung zurückgeht (s. Meldungen der Statistikämter vom gestrigen Tag), dann ist jetzt Zeit zum Handeln, um auch Langzeitarbeitslosen wieder eine Chance auf Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen. Dies kann aber nur mit öffentlich geförderter Beschäftigung gelingen, wie es die Diakonie schon seit Jahren und in Übereinstimmung mit allen Verbänden und der Fachwissenschaft fordert. Und sie hat auch nachgewiesen, dass es nicht teurer ist, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu fördern.