10. Dezember 2014

Kirchliche Wohlfahrtsverbände und Verdi ziehen an einem Strang

Bündnis für Tariftreue gegen Lohndumping beschlossen

Diakonie, Caritas und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi haben sich in Baden-Württemberg zu einem “Bündnis für Tariftreue und Tarifstandards” zusammengeschlossen. Indem die Kostenträger in der Sozialwirtschaft, insbesondere die Krankenkassen, die tarifliche Bezahlung der kirchlichen Wohlfahrtsverbände in Entgeld- und Vergütungsvereinbarungen nicht anerkennen, unterstützen sie nach Meinung des Bündnisses “Lohndrückerei”. Dies gehe zu Lasten der Beschäftigten und der Qualität der Arbeit.

 
Stuttgart, 10. Dezember 2014.
 Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, forderte politische Rahmenbedingungen wie das neue Pflegestärkungsgesetz, die eine flächentafifliche Entlohnung sicherstellen. “Wir kämpfen dafür, dass die Arbeit gut getan werden kann und die Gesellschaft soll wahnehmen, dass hier qualitativ hochwertige Arbeit geleistet wird.”. In der ambulanten Pflege komme es zu einer hohen Arbeitsverdichtung

Für Verdi-Chefin Leni Breymaier ist es im Interesse der Pflegekräfte und der Qualität der Arbeit höchste Zeit für eine Änderung der Praxis bei den Kassen. “Die Hütte brennt.” Würden die Personalkosten und insbesondere die durch Tarifverträge entstehende Lohnerhöhungen nicht refinanziert, müsse Personal abgebaut oder Betriebsteile ausgegliedert werden. Zum Zug kämen Einrichtungen, die besonders die geringer qualifizierten Beschäftigten schlecht bezahlen. Tarifgebundenen Trägern sei dies nicht möglich – “und das ist gut so”. Beschäftigte im Sozialwesen dürften nicht von der allgemeinen Einkommensentwicklung abgehängt werden. “Ihre gesellschaftlich so wichtige Arbeit darf nicht weniger wert sein als der Bau eines Autos.” Schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen verstärkten den Fachkräftemangel.

Oberkirchenrat Urs Keller, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Baden, findet es schwierig, “wenn in Verhandlungen immer darauf hingewiesen wird, dass es andere billiger machen”. Diakonie und Caritas bekennen sich zu Angebotsvielfalt und Wettbewerb, die tarifliche Bezahlung der Mitarbeitenden in der Fläche sei ein “unaufgebbares Gut”. Keller bedauert: “Statt über die Qualität, die Konzepte und die Angebotsvielfalt wird der Wettbewerb in der Sozialwirtschaft heute nahezu über die Lohnkosten geführt.” Dies bekräftigte der Caritasdirketor der Diözese Rottenburg-Stuttgart Dr. Rainer Brockhoff, der das Image der Pflegeberufe in Gefahr sieht. Indem die Kassen meinten, die Probleme der Zukunft mit Lohndruck und immer mehr Bürokratie in den Griff zu bekommen, verpassten sie “wertvolle Möglichkeiten, miteinander ernsthaft über die wirklichen Probleme der Zukunft zu reden”. 

Die Einladung an andere Wohlfahrtsverbände, sich dem Bündnis anzuschließen, sei bislang "sehr verhalten" aufgenommen worden, sagte Bernhard Appel, Caritas-Direktor der Erzdiözese Freiburg.