Amtliche Statistik blendet tatsächlich Betroffene aus
- 88.194 Beschäftigte mehr, aber nur 12.750 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr
- 267.865 Unterbeschäftigte zeigen das tatsächliche Ausmaß der Arbeitslosigkeit, diese Zahl ist unverändert hoch.
- 61.278 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 19.095 (31,2 Prozent) Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen
- Insgesamt leben 433.779 Menschen von Hartz-IV-Leistungen.
Stuttgart, 29. November 2018. Die von der Agentur für Arbeit gemeldete positive Entwicklung des Arbeitsmarkts hält entscheidende Informationen über tatsächlich arbeitslose Menschen zurück.
Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind – fällt mit 267.865 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen, wobei die Unterbeschäftigung im Hartz-IV-Bezug einen besonders hohen Anteil hat. Hier werden 14.700 Personen über 58 Jahren nur deshalb nicht als Arbeitslose gezählt, weil ihnen die Jobcenter seit mehr als einem Jahr kein Arbeitsangebot machen konnten. Und die Zahl der Arbeitssuchenden ist mit 371.050 Menschen doppelt so hoch wie die bei der registrierten Arbeitslosigkeit.
Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im Juni zwar 61.278 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten – von diesen Personen konnten aber nur 19.095 oder 31,2 Prozent aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen.
Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich besonders an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich jetzt bei 597 Tagen liegt. Im Jahr 2009 lag die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit im SGB II noch bei 421 Tagen, also 176 Tage oder fast ein viertel Jahr weniger als heute. Es gibt zwar auch im Rechtskreis des SGB II weniger Arbeitslose, aber die bleiben dafür immer länger arbeitslos.
Arbeitslose, vor allem Langzeitarbeitslose haben trotz guter Arbeitsmarktzahlen weiterhin schlechte Chancen am Arbeitsmarkt. Langzeitarbeitslose brauchen vor allem eine aktive Unterstützung durch öffentlich geförderte Beschäftigung. Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist allerdings auf 4.700 Plätze gesunken und ihr Anteil von 6,6 Prozent an den insgesamt 71.142 arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen ist vollkommen unbefriedigend. Diese Zahl ist der Langzeitarbeitslosen beträgt insgesamt 51.683 und gerade diese Menschen sind auf Beschäftigung schaffende Maßnahmen angewiesen, da sie oft keine Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt haben.
Mit dem neuen Teilhabechancengesetzt sollen in Baden-Württemberg bis zu 2.000 Beschäftigungsverhältnisse für Langzeitarbeitslose geschaffen werden. Angesichts der Anzahl an Langzeitarbeitslosen, die auf diese Unterstützung angewiesen sind, kann das nur ein Einstieg in einen zuverlässigen Sektor öffentlich geförderter Beschäftigung sein.
Die Diakonie fordert die Bundesregierung und alle Parteien im Bundestag dringend dazu auf, die positive wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen, um Langzeitarbeitslosen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.