#zusammen – Forum Flüchtlingsarbeit
120 haupt- und ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Engagierte trafen sich zum Forum Flüchtlingsarbeit in der Stuttgarter Kreuzkirche. Eingeladen hatten die Evangelische Landeskirche und das Diakonische Werk Württemberg.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl bezeichnete die Aufnahme und Begleitung geflüchteter Menschen als eine zentrale Aufgabe von Kirche. Offenheit und das Dasein für andere - das charakterisiere Christinnen und Christen. Der Bischof dankte allen Engagierten für ihr großes und vielfältiges Engagement – zum Beispiel in Asylcafes, in der Beratung, in Projekten. Wo Menschen sich mit ihren Gaben einbringen, da werde Gemeinde lebendig. Im Hinblick auf die Kriege in der Ukraine und anderen Weltregionen rief Landesbischof Gohl zum Gebet auf – „Gott hat Möglichkeiten, die wir nicht haben.“
Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, verband das Motto #Zusammen mit dem Vorbild Jesu, der sich berühren ließ von der Not der Menschen. Grundlage eines solidarischen Zusammenlebens in der Gesellschaft sei, dass wir uns als Menschen berühren lassen von fremdem Leid und von der Not anderer. Zusammenhalt in einer Gesellschaft setze auf diese Mitleidenschaft – für das Leben aller Menschen, für Frieden und Gerechtigkeit überall auf der Welt, für die Schöpfung und für den ganzen Kosmos.
In der anschließenden Diskussion brachten die Teilnehmenden aktuelle Themen aus der Praxis ein, besonders auch für das Gespräch von Kirche und Diakonie mit der Politik. Deutlich erwartet wird, dass die Landesregierung das Engagement von Kommunen und Gemeinden anerkennt und Baden-Württemberg zum „Sicheren Hafen“ erklärt. Viele Städte sind bereit, Flüchtlinge auch über die vorgesehene Quote hinaus aufzunehmen. Kritisiert wurden die Abschiebungen gut integrierter Flüchtlinge, die kurz vor Inkrafttreten des neuen Chancenaufenthaltsrechts noch aus Baden-Württemberg abgeschoben worden waren, obwohl sie nach der neuen Rechtslage die Chance auf eine Bleibemöglichkeit gehabt hätten und sich als Arbeits- und Fachkräfte in die Gesellschaft einbringen wollen. Die Teilnehmenden sprachen sich für die Gleichbehandlung aller Geflüchteter unabhängig von ihrem Herkunftsland aus und forderten eine Verbesserung der Rechte und Teilhabe für alle geflüchteten Menschen.
Der Schutz schutzsuchender Menschen, das Menschenrecht auf Asyl, wie es in Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verbürgt ist, sind Leitplanken kirchlich-diakonischer Flüchtlingsarbeit – „zu diesen stehen wir und für diese setzen wir uns ein. Danke, dass Sie alle dies mit Ihrer Arbeit vor Ort umsetzen.“ – so Vorstandsvorsitzende Annette Noller.
Noller ermutigte, im Einsatz für Versöhnung, für Frieden und für Gerechtigkeit, für den Schutz schutzloser Menschen, für Teilhabe, für das Zusammen, für Menschenwürde und Menschenrechte nicht müde zu werden, sondern dem Wunder „leise wie einem Vogel die Hand hinzuhalten“ (Hilde Domin). Kraft dazu könne gerade aus der biblischen Botschaft zum Advent kommen.
Sieben Workshops boten die Gelegenheit, Good Practice auszutauschen und sich kollegial inspirieren zu lassen. Wichtige Themen dabei waren u.a. der Blick auf besonders vulnerable Gruppen wie Kinder und junge Menschen - und insbesondere Kinder, die traumatische Erfahrungen in Kriegen und Verfolgungssituationen erleben mussten. Die Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie mit Kommunen und Kreisen, die Situation an den Außengrenzen Europas und auf der Balkanroute, die Wirkkraft von Kunst im öffentlichen Raum, aktuelle Rechtsfragen und die Auseinandersetzung mit fremdenfeindlichen und rassistischen Narrative. In diesen Feldern bewegt sich kirchlich-diakonische Flüchtlingsarbeit vor Ort.
Begonnen hatte das Forum mit zwei Kunstaktionen zum Mitmachen. Bunte Schirme mit Botschaften des Willkommens illustrierten das Motto von Landeskirche und Diakonie: „Schutz für geflüchtete Menschen und ihre Rechte.“
Den Untertitel des Forums #zusammen konnten die Teilnehmenden an einem großen Webrahmen mit dem Knüpfen und Verknüpfen bunter Wollfäden symbolisch darstellen.
Grußworte überbrachten die Präsidentin der 16. Landessynode Sabine Foth, die zugleich die Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Heslacher Kirchengemeinde ist. Sie dankte allen Engagierten und versicherte sie des Rückhalts der Synode in ihrer wichtigen Arbeit. Zu Gast beim Forum waren auch Projektpartner aus der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses der Slowakei, mit der Württemberg durch die Dreikirchenpartnerschaft in besonderer Weise verbunden ist. Pfarrer und Polizeiseelsorger Milan Petrula dankte für alle Unterstützung aus Württemberg und berichtete eindrücklich vom Dienst der Kirche und Diakonie im Grenzgebiet zwischen der Ukraine und der Slowakei. Menschen Willkommen heißen, sie mit Essen, Medizin und dem Allernotwendigsten versorgen und erste Orientierung geben – das schenkt Hoffnung und hilft Menschen auf ihren Kräfte zehrenden Fluchtwegen und ihrer Suche nach Sicherheit und Schutz.