04. März 2025

Nein heißt Nein: Diakonie Stetten hat eigene Beratungsstelle für Frauen und Mädchen

Die Beraterin sitzt auf einem Sofa und spricht mit einer jungen Frau, die ihr gegenüber sitzt.
Barbara Steber berät Frauen und Mädchen in unterschiedlichen Fragestellungen. Das Thema „digitalisierte Gewalt“ nimmt aus ihrer Sicht aufgrund der Verbreitung durch Social Media immer weiter zu.

Kernen-Stetten, 4. März 2025. Am 8. März ist der Internationale Frauentag – ein Tag, der für die Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Teilhabe von Frauen steht. Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind sehr viel häufiger von Gewalt und sexualisierter Gewalt betroffen, als Frauen ohne Behinderungen. Deshalb gibt es in der Diakonie Stetten seit über elf Jahren eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen, die in unterschiedlichen Fragestellungen in Bezug auf Gewalt, Sexualität und Prävention den Klientinnen zur Seite steht. Auch Fragen zu Partnerschaft, zum eigenen Körper und zu Grenzüberschreitungen können hier vertraulich besprochen werden.

Barbara Steber ist Mitarbeiterin der Beratungsstelle und setzt sich seit vielen Jahren in der Beratung und im Gewaltschutz ein. Für sie ist es ausschlaggebend, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen bei Themen wie Sexualität, Partnerschaft oder auch Gewalt gut begleitet werden und eine Möglichkeit haben, in einem geschützten und neutralen Rahmen ihre persönlichen Fragen zu stellen.

Die Themen, zu denen Barbara Steber Klientinnen, die in einem Wohnangebot der Diakonie Stetten leben, berät, sind so unterschiedlich und vielfältig, wie die Menschen, die von der Einrichtung in ihrem Alltag unterstützt werden. „Ich berate viel zu Themen, wie z. B. Partnerschaft, Verhütung, Sexualität, Kinderwunsch oder Wechseljahre, aber auch zu Formen von Gewalt, sexuellen Übergriffen und gefährlichen Situationen, in die viele Klientinnen unverhofft geraten“, erzählt Barbara Steber, die systemische Familientherapeutin ist. So beschäftigten viele der Frauen, die das Beratungsangebot in Anspruch nehmen, das Thema Partnerschaft und damit verbundene Konflikte oder Unsicherheiten. „Ich erlebe häufig, dass sich junge Frauen mit Behinderung unbedingt einen Freund wünschen. Das hat viel mit einem falschen Statusdenken zu tun. Dadurch werden junge Frauen schnell zu Opfern, weil sie in Situationen hineingeraten, die sie im ersten Moment gar nicht so schnell überblicken können“, erzählt Barbara Steber. Ein großes Thema spielten dabei auch die sozialen Medien, durch die Gewalt oder sexualisierte Gewalt immer wieder begünstigt würden und die voll von pornografischen Inhalten seien. „Vielen der Klientinnen sieht man ihre Behinderung im ersten Moment nicht an. Sie geraten manchmal schnell in Situationen, in denen sie nicht wissen, wie sie wieder herauskommen“. Der Beraterin und Präventionsmanagerin ist wichtig, dass sie den Klientinnen dann zur Seite steht und Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. „Wenn jemand z. B. ein freizügiges Foto von sich verschickt hat und erst später merkt, dass es falsch war, dann gibt es immer noch Möglichkeiten, indem wir z. B. die Polizei informieren“, weiß Barbara Steber. Sie arbeitet mit den Klientinnen zusammen an ihrem Selbstvertrauen und versucht sie zu stärken. „Ein Nein heißt Nein und das den Klientinnen immer wieder aufzuzeigen, ist ein wichtiger Aspekt“.

Auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den betreuenden Mitarbeitenden sei wichtig. „Wenn eine Klientin sich z. B. einem Mitarbeitenden anvertraut, dass sie in der S-Bahn unsittlich berührt wurde, dann kann sich dieser an mich wenden, so dass ich mit der Klientin besprechen kann, was sie in so einem Fall tun kann“, erklärt Barbara Steber, die in verschiedenen Arbeitskreisen mitarbeitet, wie z. B. im interdisziplinären Arbeitskreis des Rems-Murr-Kreises gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Daneben ist sie bei Fortbildungen für Klientinnen dabei, bei denen diese lernen zu unterscheiden, welche Nähe und Distanz richtig ist. Wir zeigen darin z. B. auch, dass es nicht in Ordnung ist, wenn man an bestimmten Stellen ungefragt angefasst wird. „Mein Körper gehört mir, ist immer wieder Thema“, sagt Barbara Steber. Generell nimmt sie eine Zunahme von Grenzüberschreitungen und sexueller Gewalt wahr, was sie auf den gestiegenen Medienkonsum zurückführt. „Digitalisierte Gewalt ist ein wichtiges Stichwort. Die Klientinnen und Klienten sind auch auf TiKTok und Instagram, aber ihnen ist oft nicht bewusst, welche Tragweite z. B. ein verschicktes freizügiges Foto von sich selbst haben kann“, sagt Barbara Steber. 

Neben den Klientinnen selbst, berät Barbara Steber oft Angehörige von Frauen und Mädchen mit Behinderungen. „Manche Eltern wollen über ihre Kinder bestimmen, weil sie meinen, es ist das Richtige für die Tochter“, sagt Barbara Steber. Aber man könne dieser z. B. nicht einfach das Handy wegnehmen oder ihr sagen, sie brauche keine Pille, weil sie auch keine Sexualität brauche. Hier versucht die Familientherapeutin zu vermitteln und Lösungswege aufzuzeigen. Die Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in der Diakonie Stetten leistet einen essenziellen Beitrag zur Stärkung, Unterstützung und Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen mit Behinderungen und damit auch zu deren Teilhabe und Gleichberechtigung.