08. September 2023

Anspruchsvolle Arbeit

„Ich bin sehr beeindruckt davon, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstatt für Menschen mit Behinderung leisten“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller. Die Vorstandsvorsitzende arbeitete in der Höfinger Werkstatt von Atrio Leonberg mit.

In der Höfinger Atrio-Werkstatt erledigen 70 Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung Aufträge aus der Wirtschaft. Zusammen mit Ayfer Eyikat baute Annette Noller ein Gerät zusammen, das Kalk aus dem Wasser filtern kann. Einzelteile zusammenschrauben und das Teil mit Kohle befüllen – „das erfordert Konzentration und Fingerfertigkeit“, stellte sie fest. Viele Arbeitsschritte müssten sorgsam ausgeführt und kontrolliert werden, bis das Produkt für den Auftraggeber aus der Industrie ausgeliefert werden kann. 

Die Anleiterinnen und Anleiter stimmen in allen Bereichen der Werkstatt den Arbeitsplatz auf die Fähigkeiten der Mitarbeitenden ab und fördern deren Leistung und Eigenständigkeit. Therapeutische Angebote stehen zur Verfügung und auch Freizeitangebote. Beeindruckt ist Noller auch von den schönen Bildern, Postkarten, Kaffeetassen und vielem mehr, die in der Kreativwerkstatt hergestellt werden: „Da gibt es sogar Künstlerinnen und Künstler, die auf internationalen Wettbewerben Preise gewinnen“. 

Positiv findet Noller auch, dass Mitarbeitende vom regulären Arbeitsmarkt, als Unterstützende oder durch Arbeitnehmerüberlassung, in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung mitarbeiten. „Das ist Inklusion einmal andersherum. Da begegnen sich Menschen und arbeiten zusammen, die sich sonst im Alltag nicht begegnen würden.“

Die Gespräche mit Beschäftigten, mit einem Vertreter des Werkstattrats und mit der Frauenbeauftragten schätzte die Vorstandsvorsitzende. Für sie ist es wichtig, die Anliegen, aber auch die Stärken von Menschen in diakonischen Einrichtungen zu erleben. Und zugleich zu merken, dass alle Menschen dieselben Themen bewegen: Dass man bei einer Fahrradtour in den Regen gekommen ist, dass die Mieten so teuer sind oder der Krieg in der Ukraine, der so viele Sorgen bereitet. „Über den Besuch von Frau Noller freuen wir uns, es waren gute Gespräche“, sagt der Vertreter des Werkstattrats.

Atrio-Vorstand Markus Metz hält es für wichtig, “die Werkstattarbeit sichtbar zu machen“. Dazu trage Annette Noller mit ihrem Besuch bei. „Diese Sichtbarkeit ist wichtig, denn viele Menschen wissen sehr wenig über diesen Bereich.“ Menschen mit Behinderung hätten keine große Lobby in der Gesellschaft.

Geschäftsführer und Arbeitsbereichsleiter Thomas Holderrieth freute sich, dass Annette Noller sich von ihren Aufgaben frei gemacht hat und nach Höfingen gekommen ist. „Es war toll, dass Menschen mit Behinderung zeigen konnten, was sie leisten, und ihre Kenntnisse sogar weitergeben konnten.“

Atrio ist ein diakonischer Träger der Behindertenhilfe. In Leonberg betreibt er zwei Werkstätten, im Ramtel und in Höfingen, eine Werkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung in Höfingen sowie Berufsbildungsbereiche für Menschen mit geistiger/körperlicher Behinderung (Ramtel) und Menschen mit psychischer Erkrankung (Höfingen). Insgesamt gib es derzeit 280 Werkstattbeschäftigte. Zu den Atrio-Kunden gehören unter anderem Porsche, Perma-Trade Wassertechnik und Hutchinson Stop-Choc.