Erlacher Höhe muss Bereich Pflege neu ausrichten
Diakonischer Einrichtungsverbund bedauert Umstrukturierung des Bereichs Pflege in Großerlach-Erlach. Ambulante Pflege für wohnungslose Menschen als neuer Fokus.
Großerlach, 13.01.2025. Nach fast 20 Jahren erfolgreicher Arbeit im Pflegeheim sieht sich die Erlacher Höhe gezwungen, ihr Pflegeangebot am Standort Großerlach-Erlach neu zu strukturieren. Hauptgrund ist der anhaltende Fachkräftemangel, der nicht nur den geplanten und bereits baurechtlich genehmigten Pflegeheim-Neubau mit 60 Pflegeplätzen unmöglich machte, sondern auch den Weiterbetrieb des bestehenden Hauses mit 30 stationären Pflegeplätzen zunehmend erschwert hat. Mit tiefem Bedauern reagiert die Erlacher Höhe auf die Situation und stellt künftig am Standort auf ein ambulantes Pflegeangebot für wohnungslose Menschen um, um zumindest weniger schwer Pflegebedürftige weiterhin versorgen zu können.
„Die Entscheidung, auf ein ambulantes Pflegeangebot umzustellen, ist uns zutiefst schwergefallen“, sagt Karl-Michael Mayer, Heimleiter der Einrichtung. „Nach all den Jahren guter stationärer Versorgung unserer besonderen Bedarfsgruppe mussten wir feststellen, dass es uns nicht gelingt, ausreichend Fachkräfte für unsere 30 Pflegeplätze im Pflegeheim am Standort Großerlach-Erlach zu gewinnen.“
Der eklatante Mangel an Pflegefachkräften trifft die Erlacher Höhe hart. Während der Pandemie verließen viele Fachkräfte den Beruf, und trotz umfangreicher Maßnahmen gelang es nicht, genügend neue Mitarbeitende zu gewinnen. „Seit dem Ende der Pandemie mussten wir den Betrieb im Pflegeheim zunehmend mit Leiharbeitskräften aufrechterhalten, deren Kosten jedoch rund doppelt so hoch liegen wie die von tariflich beschäftigten Mitarbeitenden. 2024 hatten wir im Pflegeheim ein Defizit von rund 400.000 Euro. Dies können wir auf Dauer nicht stemmen“, erklärt André Frank, kaufmännischer Geschäftsführer der Erlacher Höhe.
Auch die Bitten um Unterstützung beim Sozialministerium sowie beim Landkreis blieben ohne Erfolg. Angesichts der angespannten Haushaltslage wurden keine zusätzlichen finanziellen Hilfen bewilligt. Um dennoch weiterhin pflegebedürftige wohnungslose Menschen versorgen zu können, setzt die Erlacher Höhe der finanziellen Not folgend auf ein eigenes erweitertes ambulantes Pflegeangebot in Zusammenarbeit mit der Diakoniestation der Stiftung Altenheime. Die Versorgung von ehemals wohnungslosen Bewohnerinnen und Bewohnern mit hohem Pflegebedarf ist in diesem Rahmen jedoch nicht mehr möglich.
„Besonders schmerzt uns, dass aufgrund der Umstrukturierung elf schwerstpflegebedürftige Menschen in andere Pflegeheime verlegt werden müssen“, so Erlacher Höhe Vorstand Wolfgang Sartorius. „Wir tun alles uns Menschenmögliche, um die bestmögliche Versorgung der Betroffenen sicherzustellen. Alle Heimbewohnerinnen und -bewohner wurden von uns in einem persönlichen Gespräch informiert. Zudem stehen wir im engen Austausch mit der Heimaufsicht und dem Kreissozialamt.“
Um den Prozess der Umstrukturierung erfolgreich zu bewältigen, setzt Sartorius auch auf die Unterstützung der beteiligten Behörden.
Für Wolfgang Sartorius ist klar: „Es besteht in Baden-Württemberg ein massiver Mangel an Pflegeangeboten für Menschen, die wohnungslos und pflegebedürftig sind. Aktuell gibt es nach meinem Kenntnisstand im Land nur 55 stationäre Pflegeplätze für diese Bedarfsgruppe. Hier sehen wir dringenden politischen Handlungsbedarf und sind deshalb mit Landtagsabgeordneten im Gespräch. Aus unserer Sicht muss sich das Sozialministerium als oberste Landesbehörde des Themas annehmen und Sorge dafür tragen, dass hier deutliche Verbesserungen passieren, auch wenn uns klar ist, dass der Sozialminister keine Pflegekräfte aus dem Hut zaubern kann.“