21. Oktober 2024

150 Jahre Stiftung Evangelische Altenheimat

Festakt zum 150-jährigen Jubiläum der Evangelischen Altenheimat im Hospitalhof in Stuttgart.
Festakt zum 150-jährigen Jubiläum der Evangelischen Altenheimat im Hospitalhof in Stuttgart.

Eine Reise durch „Pflege im Wandel“ mit zuversichtlichem Blick in die Zukunft

Die Wurzeln der Evangelischen Altenheimat liegen in Fellbach. Die Ideengeberin war Wilhelmine Metzger, frühere Dienstbotin und strenggläubige Pietistin. Mit Unterstützung des Theologen und Politikers Philipp Paulus gelang es, 1874 den Verein „Dienstbotenheimat“ zu gründen. Der Gründungsaufruf des „Vereins zur Gründung einer Heimath für dienstunfähig-gewordene Dienstboten“ und die Bitte um Unterstützung im Oktober 1874 stießen auf große Resonanz. Bereits ein Jahr später ging das Haus in Betrieb, und 50 teils invalide „Pfleglinge“ konnten einziehen. Heute steht am Gründungsort in der Fellbacher Pfarrstraße das nach dem Mitbegründer benannte Philipp-Paulus-Heim, das am 21. Januar 2025 in Fellbach das 150. Geburtsjahr des Stammhauses feiern wird.

Den Stuttgarter Jubiläumsgottesdienst gestaltet Prälatin Gabriele Wulz mit Unterstützung der Pfarrer und Stiftungsräte Stephan Zilker und Johannes Bröckel. In ihrer Predigt verknüpft Gabriele Wulz Vergangenheit und Gegenwart: Bis heute sei das Unternehmen seinem Gründungsauftrag, Menschen im Alter nicht allein zu lassen und ihnen eine Heimat zu bieten, treu geblieben.

Im Paul-Lechler-Saal des Hospitalhofs rhythmisieren der Begrüßungsvortrag der Vorstände Gabriele Blume und Peter Oberdörfer, Szenen von „Dein Theater“ sowie zwei kurzweilige Talkrunden den Festakt auf lebendige Weise. Die Moderatorin Geli Hensolt führt erfrischend durch das abwechslungsreiche Programm. In drei Szenen schildert "Dein Theater" eindrücklich den Weg der „Dienstbotenheimat“ seit 1874 über die 1920er-Jahre der „Evangelischen Frauenheimat“ bis 1974 zur „Evangelischen Altenheimat“. Mit Musik, Bildern, Poesie und humorvollen, auch ernsten Episoden zeichnet das Theater ein lebendiges Szenario der "Kultur des Helfens".

Mit den Bühnengästen aus Politik und Verbänden in erster Runde und mit den Mitarbeitenden des Unternehmens in der zweiten Runde diskutiert Geli Hensolt Erkenntnisse, Herausforderungen und Innovationen der „Pflege im Wandel“. Die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Prof. Dr. Annette Noller, und Britta March aus dem Bundesgesundheitsministerium beglückwünschen die Altenheimat zu ihrer Gründungsgeschichte. „Respekt gegenüber der mutigen Frau, die Menschen zu einer Stimme verhilft, die sie von ihrer Herkunft her nicht hatten!“ Als Perspektiven zur Bewältigung heutiger und künftiger Herausforderungen der Pflege werden u. a. erweiterte Beratungsangebote, Entbürokratisierung, Öffnung der Ausbildung, Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland sowie Ergänzung stationärer Pflege durch ambulante Ansätze und familiäre Pflege genannt. Vieles sei bereits auf den Weg gebracht, anderes müsse noch strategisch ausgebaut werden. 

Nach Prof. Dr. Christel Bienstein aus dem Präsidium des Deutschen Pflegerats ist die Haltung des Einzelnen entscheidend. Jede/r müsse frühzeitig und eigenverantwortlich entscheiden, wie er/sie im Alter leben möchte. Sich auf bisherige Versorgungsstrukturen zu verlassen, sei keine Lösung in der sich demografisch stark wandelnden Gesellschaft, in der es nicht genügend Pflegepersonal geben könne. "Community Nursing" heißt eines ihrer Zukunftsrezepte. Stephan Zilker ergänzt mit Blick auf heutige Pflegeheimbewohner ethische Aspekte in Pflege und Begleitung am Lebensende.

Die zweite Diskussionsrunde erkundet die Potenziale des Unternehmens. In der Vielfalt des Trägers, in persönlichen Entwicklungsangeboten, in der Digitalisierung werden Chancen im Unternehmen gesehen. Langjährige Kollegen betonen die Prägung ihrer Persönlichkeit im familiären Arbeitsumfeld und schauen mit Stolz auf die lange Tradition des Unternehmens.

Heute ist die Evangelische Altenheimat ein modernes innovatives Sozialunternehmen mit 16 Pflegeeinrichtungen sowie 450 betreuten Wohnungen, rund 1200 Mitarbeitenden und 100 Auszubildenden. Zum Abschluss der Feier füllt sich noch einmal die Bühne: Gabriele Blume und Peter Oberdörfer danken mit Blumen allen Mitwirkenden der Feier und im Unternehmen für ihr Engagement. Begleitet von Applaus geht es dann weiter zum kommunikativen und kulinarischen Finale mit Buffet und gespendeter Jubiläumstorte.