17. März 2025

Gewaltschutzkonzept als Handlungsleitfaden gewürdigt

Vier Männer stehen mit dem Preis neben einem Roll-up der DHG.
Dr. Christian Bradl (Dritter v. l.) überreichte Jonas Kabsch, Dr. Tobias Staib und Manuel Weiblen, Referent Teilhabe zum Leben – Sozialpsychiatrie, den DHG-Preis im Gustav Werner Forum. © Andreas Weise

Die Deutsche Heilpädagogische Gesellschaft (DHG) zeichnet die Bruderhaus-Diakonie für ihr Rahmenkonzept Gewaltprävention mit dem DHG-Preis aus.

Reutlingen (bd) — Die Auszeichnung überreichte DHG-Vorstandsmitglied Dr. Christian Bradl am 12. März 2025 im Reutlinger Gustav Werner Forum. Die Deutsche Heilpädagogische Gesellschaft würdigt mit dem Preis, dass die gemeinnützige Stiftung BruderhausDiakonie seit 2012 und damit bereits vor der gesetzlichen Verpflichtung aus dem Bundesteilhabegesetz ein präventives und vermittelndes Handlungskonzept eingeführt hat. Das Rahmenkonzept Gewaltprävention der BruderhausDiakonie sei bereits sehr ausgefeilt und gehe über die gesetzlichen Vorgaben hinaus, begründete Bradl die Entscheidung. „Der Fokus liegt auf der Prävention.“ Konzept und Umsetzung seien sehr überzeugend, auch in ihren breit aufgestellten Dimensionen, wie Sexualität und dem offenen Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen. 

Dr. Tobias Staib, Fachlicher Vorstand der BruderhausDiakonie, bedankte sich für die Wertschätzung der fachlichen Arbeit. „Das Konzept ist ein Schatz, der uns von unseren Vorgängern übergeben wurde“, sagte er. Das Konzept sei seit 2012 kontinuierlich weiterentwickelt worden. „Gewaltprävention ist mittlerweile ein Kulturthema geworden.“ Das Verhalten zwischen Klienten und Betreuern werde heutzutage ganz anders beurteilt als vor zehn Jahren. „Das ist eine sehr positive Entwicklung.“ Jonas Kabsch, Geschäftsfeldleitung Teilhabe zum Leben und Arbeit und berufliche Bildung, ergänzte, dass ein gewaltfreier Raum unrealistisch sei. „Uns ist es wichtig, nicht Täter und Opfer zu suchen, sondern die Ursachen auszumachen.“ Der Ansatz sei, Geschehenes zu reflektieren und so das Konzept präventiv weiterzuentwickeln. „Wir müssen eine Fehlerkultur etablieren und gemeinsame Lösungsperspektiven schaffen.“

Das Rahmenkonzept Gewaltprävention der BruderhausDiakonie bezieht sich auf alle Hilfefelder der BruderhausDiakonie – Altenhilfe, Sozialpsychiatrie, Behindertenhilfe, Jugendhilfe sowie Arbeit und berufliche Bildung. Die zentralen Leitlinien sind Gewalt vorzubeugen und, wenn nötig, zu deeskalieren. Ziel ist, dass Klientinnen und Klienten die Angebote der BruderhausDiakonie als gewaltarmen Raum erleben. Damit alltägliche Konflikte nicht eskalieren, wird auf erlernte Aushandlungsprozesse gesetzt. In allen Regionen der BruderhausDiakonie gibt es auf dem Rahmenkonzept basierende Konzepte, die in Zusammenarbeit mit beispielsweise Werkstatträten und Bewohnerbeiräten sowie Mitarbeitenden individuell weiterentwickelt werden. 

Im Rahmen ihrer Einarbeitung machen sich neue Mitarbeitende mit dem Rahmenkonzept Gewaltprävention vertraut. In jährlichen Fachkonferenzen tauschen sich erfahrene und neue Mitarbeitende über erfolgreiche Maßnahmen zur Gewaltprävention und Deeskalation aus. Alle Fachbereiche verfügen zudem über ausgebildete Trainerinnen und Trainer zu professionellem Deeskalationsmanagement. Sie bieten regelmäßig verpflichtende Schulungen und Refreshings an. Diese Trainerinnen und Trainer stehen den Mitarbeitenden im Alltag beratend zur Seite und können in Teambesprech­ungen eingeladen werden. Auch ein Coaching durch externe Beraterinnen und Berater ist bei Bedarf möglich.

Info: Mit dem DHG-Preis werden seit 2008 regelmäßig hervorragende und innovative Ansätze in der Behindertenhilfe ausgezeichnet. Ziele des Preises sind:

  • Den Blick der Öffentlichkeit auf die Lebenslagen von Erwachsenen mit geistiger Behinderung und hohem Unterstützungsbedarf zu lenken
  • Beispiele innovativer und guter Praxis bekannt zu machen und zu verbreiten
  • Menschen zu ermutigen, neue Wege in der Unterstützung für diesen Personenkreis zu beschreiten.