17. April 2025

„So stelle ich mir ein Stück weit den Himmel vor“

Vertreterinnen und Vertreter der Paulinenpflege und ihrer jordanischen Partnereinrichtung stehen lächelnd aufgereiht vor einer Wand mit dem bunten Logo des Summits
© Paulinenpflege

Die Paulinenpflege war zusammen mit ihrer Partnereinrichtung aus Jordanien zu Gast beim „Global Disability Summit“ in Berlin

„So viel Diversität und Vielfalt auf kleinstem Raum habe ich noch nie erlebt. Dieser Kongress war ein ganz besonderes Erlebnis“, erzählt unser Partnerschaftsbeauftragter für den Nahen Osten Selmar Ehmann begeistert vom „Global Disability Summit“ in Berlin. Rund 4.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus fast 100 Ländern haben sich dort getroffen, um sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einzusetzen. Dass auch acht Gäste aus der Paulinenpflege und der Partnereinrichtung Holy Land Institute for the Deaf aus Salt an diesem internationalen Treffen teilnehmen konnten, ist u.a. dem deutschen Botschafter aus Amman Dr. Bertram von Moltke zu verdanken: „Er war vor ein paar Monaten bei Institutsleiter Jamil Monir Khadir und seinem Team zu Gast. Da hat er uns auf den Kongress hingewiesen, zumal Jordanien in diesem Jahr Mitveranstalter des Global Disability Summit war.“

Der Hinweis war für die Teilnehmenden Selmar Ehmann, Annette Bach und Laura Asmus aus der Paulinenpflege sowie Jamil Monir Khadir mit Team aus dem Nahen Osten ein großer Gewinn: „Wir konnten uns hier vor allem in Bezug auf unsere Partnereinrichtung weiter vernetzen. So haben wir jetzt beispielsweise Kontakt zu einer Einrichtung, die ein Dunkelcafé mit taubblinden Menschen in Hamburg betreibt. So etwas wäre eventuell auch eine Idee für die Taubblindenarbeit in Jordanien, aber auch zu anderen Organisationen, die unter Umständen auch finanzielle Unterstützung leisten können“, sagt Selmar Ehmann.

Auch sonst gab es jede Menge Input bei Vorträgen und Diskussionen zu Themen wie „Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen mit Behinderung“, „Inklusive Beschäftigung in der arabischen Region“ oder „Zugang tauber indigener Frauen zum Gesundheitssystem“. Organisiert wurde der Event größtenteils digital über eine App. „Es war faszinierend wie hier alles auf hohem High-Tech-Niveau funktioniert hat. Egal, ob wir uns mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern treffen, das individuelle Programm zusammenstellen oder einen Gebärdensprachdolmetscher als Unterstützung wollten – das Meiste war über Apps möglich. Das war ein barrierefreies Paradies – alles wurde von Gebärdensprach- oder Schriftdolmetschern übersetzt. Für Blinde gab es eine extra Tonspur. Und auch sonst spielten die Behinderungen, Herkunft, sexuelle Orientierung, Religion keine Rolle – wir alle waren einfach als Menschen unterwegs und im Austausch. So stelle ich mir ein Stück weit den Himmel vor“, freut sich Selmar Ehmann.

Inhaltlich stand zudem die Erklärung von Amman und Berlin „15 Prozent für die 15 Prozent“ (in Anlehnung an die geschätzten 15 Prozent der Weltbevölkerung mit Behinderungen) im Mittelpunkt des Kongresses. Diese wurde von 90 Regierungen und Organisationen unterzeichnet. „Akteure, die sich dieser Erklärung anschließen, verpflichten sich, ihre internationalen Entwicklungsprogramme inklusiv zu gestalten und sie Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Machen wir dieses Gipfeltreffen zu einer Plattform für Dialog, für Zusammenarbeit und vor allem für konkretes Handeln. Lassen wir die abstrakten Debatten hinter uns und konzentrieren wir uns auf das, worum es im Kern geht: Die Hürden abzubauen, mit denen Menschen mit Behinderung konfrontiert sind“, so der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Rede auf dem inklusiven Kongress.

Natürlich ist allen Beteiligten klar, dass dies nur gelingt, wenn es nicht nur bei Absichtserklärungen bleibt. Es gibt also weiterhin viel zu tun, um die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen weltweit umzusetzen. Der Kongress hat dafür wichtige Impulse gesetzt. „Mir ist bei dem Global Disability Summit aufgegangen, dass Barrieren durch Haltungen und nicht nur die Behinderungen selbst entstehen. Daher kann jeder Mensch auch im Kleinen etwas bewirken und für Barrierefreiheit sorgen“, bringt es Selmar Ehmann am Ende des Events pragmatisch auf den Punkt.