23. August 2023

Sommer, Regen, Kunstwoche

Der Street Art Workshop der Mariaberger Sommerkunstwoche unter der Leitung von Florian Kaiser und Daniel Schuster vor dem Werk am Mariaberger Marktplatz. Foto: Florian Kaiser

14. Inklusive Mariaberger Sommerkunstwoche

Gammertingen-Mariaberg (vea). „Das kommt aber wieder weg, oder?“ Skeptisch beäugt ein Anwohner die knallorangene Graffitiwand am Marktplatz-Gebäude in Gammertingen-Mariaberg. Hier hat sich vergangene Woche der der Street Art Workshop der 14. Mariaberger Sommerkunstwoche ausgetobt und das Gemäuer verschönert – natürlich dauerhaft, wie auch im Rest des Stadtteils schon an unterschiedlichen Stellen: von der Terrasse der Manufaktur bis zum Atelier 5 im ehemaligen Pförtnergebäude. 

Dieses Jahr war das Unterfangen regenbedingt gar nicht so einfach: für das Farbspray braucht es eine trockene Wand. Vom Sommerregen haben sich aber weder die Jugendlichen und Junggebliebenen beim Street Art Kurs noch die Teilnehmenden der anderen 16 Kunstworkshops die Laune verderben lassen. So schrieb Teilnehmerin Eva im Kalligrafiekurs „Experimentelle Wortklauberei“ sorgsam gute Wünsche mit S zum siebzigsten Geburtstag einer Freundin auf eine Karte, von „Spaß“ über „Suppe“ zu „Selbstliebe“ und „Schwung“. Ein Geburtstagsgeschenk der funkelnden Sorte in der Form eines Rings für die Mutter wurde im Workshop „Feiner Silberschmuck“ geschmiedet. Neu dabei war der Kurs „Kein Platz für Gartenzwerge!“ der Künstlerin Kassandra Becker, in dem großformatige Skulpturen aus Beton entstanden. Um ein geschweißtes Stahlgerippe, das mit Zeitungspapier ausgestopft wurde, wird eine Paste aus einem Teil Zement und drei Teilen Sand aufgetragen – eine Konsistenz wie Grießbrei, die einmal getrocknet das entstandene Kunstwerk für fast jede Witterung beständig macht. Teilnehmerin Dorothea Schwarz, Kunsttherapeutin im Living Museum Alb der Bruderhaus Diakonie in Buttenhausen, nutzt die Sommerkunstwoche als fachliche Fortbildung: „Ich habe das Gefühl, als Einzige zum ersten Mal dabei zu sein. Alle anderen sind wohl Wiederholungstäter!“ Über die Woche hinweg arbeitete sie stilecht an einer skulpturalen Hommage an den „Ikarus vom Lautertal“, den Visionär und Flugradbauer Gustav Mesmer. Ob die es neben das Original ins Living Museum schafft? „Das lasse ich dann die Kolleginnen entscheiden.“

Das Organisationsteam um Andrea Baur-Hölz von der Stabsstelle Kunst & Kultur des Mariaberg e.V. hatte sich für die Kunstbegeisterten auch ein buntes Rahmenprogramm einfallen lassen. Neben einer kunsthistorischen Führung mit Vorstand Rüdiger Böhm durch die ehemalige Klosteranlage führte auch Künstlerin Temenuzhka Dikanska-Greber durch ihre Gemäldeausstellung, die dort bis November zu sehen ist. Für das leibliche Wohl der Teilnehmenden und Übernachtungsgäste sorgte die Mariaberger Bildung & Service GmbH mit Vollverpflegung, Grillabend und dem Suppenmobil an der Vernissage. Ernst Mantel und Werner Koczwara heizten als Vereinigtes Lachwerk Süd mit „The Bänd in the Länd“ am Mittwochabend dem Publikum ein – auch hier sorgte der Regen für eine Verlegung des als Open-Air geplanten Konzerts in die Mehrzweckhalle. Passend dazu spielten die beiden Musiker das Klagelied eines Schwäbischen Reisenden, dem es den Urlaub verregnet und der daraufhin eine Reform des Reiserücktrittsversicherungsrechts verlangt – etwas, was die Teilnehmenden der Sommerkunstwoche dankenswerterweise unterließen. Vorstand Rüdiger Böhm dankte allen Mitwirkenden und Teilnehmenden der „schönsten Woche im Jahreskreis“ dafür: „Die Sonne war in euren Herzen, wir spürten die Wärme!“