25. Juli 2024

Ausgezeichnete soziale Berichterstattung

Die Gewinnerinnen des Diakonie Journalistenpreis Baden-Württemberg

Mal ernst, mal heiter: Zum 22. Mal zeichneten die Diakonischen Werke Baden und Württemberg journalistische Beiträge über soziale Themen aus 

„Wir als Wohlfahrtsverband freuen uns über die mediale Berücksichtigung sozialer Arbeit, weil sie deren gesellschaftlichen Wert zeigt und steigert“, sagte Dr. Kornelius Knapp, Vorstand Sozialpolitik des Diakonischen Werks Württemberg. Er bedankte sich bei den Journalistinnen und Journalisten, aber auch bei denen, die ihnen Rede und Antwort standen und sie vertrauensvoll Einblick in ihr Leben und ihr Engagement nehmen ließen.

Neben einer guten Stimmung, zu der auch das Musik-Trio “The Sixteens” beitrug, waren die Präsentation der Beiträge und die Erzählungen der Protagonistinnen und Protagonisten in den Talkrunden sehr beeindruckend. So hatte sich eine junge Frau, die durch den Alkoholkonsum ihrer Mutter schwere Schädigungen im Mutterleib erlitten hat, an den SWR gewandt und um Aufklärung durch eine Sendung gebeten. Im Gespräch erzählten Anna und ihre Adoptiveltern aus ihrem Familienleben. Mit ihrem Beitrag „Annas Appell – Was Alkohol in der Schwangerschaft anrichtet“, der auf SWR 2 lief, hat Petra Mallwitz in der Kategorie Audio gewonnen. Sie sagte: „Es war eine Freude, Anna zu begegnen.“ Diese erzählte im Beitrag und vor dem Publikum, wie wohl sie sich bei der Arbeit in der Werkstatt fühlt, die Produktion des Hörfunkbeitrags anstrengend, aber gut war und von ihrer Mission, vor Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu warnen. Die Jury lobte den handwerklich herausragenden Beitrag, „der vor allem über die konsequent umgesetzte Betroffenenperspektive der überragenden Protagonistin wirkt“. 

Weil das Pflegeheim an diverse Investoren verkauft wurde, konnte der Mieter Fall die diakonische Samariterstiftung, die Miete nicht mehr bezahlen. Was der erzwungene Umzug für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeutete, zeigte der Film anhand zweier Betroffener und berichtete der Heimleiter beim Talk: „Bis kurz vorher konnten wir nicht sagen, wer wohin ziehen wird.“ Ein ehemaliger Vorstand der Samariterstiftung legte seine Sicht im Video und in der Talkrunde dazu. Einig waren sie sich mit den Autorinnen in der Problematisierung der Privatisierung des Pflegemarkts und der mangelnden Alternative dazu. Mit ihrem SWR-Beitrag „Renditejäger in der Altenpflege. Wie Investoren Senioren aus ihrem Heim vertreiben“ haben Michaela Krause und Barbara Hirl gewonnen. Nach Meinung der Jury überzeugt der Film mit starken Bildern, genauer Beobachtungsgabe und einfühlsamer Begleitung der Protagonisten. 

Wenn der geliebte Adoptivsohn zur Gefahr für die Familie wird, kommen die Eltern an den Rand ihrer Kräfte und darüber hinaus. Weil der Alkoholkonsum der leiblichen Mutter verschwiegen worden war, dauerte es bis zur Diagnose lang. Mutter und Vater erzählen offen von ihrem Leben, auch um auf die fehlenden Hilfen für belastete Familien hinzuweisen. Wie die Eltern merkten die Beraterin und die Autorin an, dass der problematische Konsum von Alkohol in der Schwangerschaft wenig bekannt und das Hilfefeld unterfinanziert ist. Der Preis in der Kategorie Text wurde vergeben für den Beitrag „Angst vor dem eigenen Sohn“ von Viola Volland, veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung. „Der Beitrag geht unter die Haut und es beeindruckt, wie vertrauensvoll die Adoptiveltern über ihre Gefühle und Erlebnisse sprechen“, sagte die Jury.

Um die 50 Besucherinnen und Besucher können es schon sein, die in der Suppenküche in Bad Waldsee gemeinsam mittagessen. Rudi Heilig als der „Kopf“ der Aktion erzählte verschmitzt, dass er als früherer Banker weiß, wie man zu finanziellen Mitteln kommt, um in Notlagen zu unterstützen. „Wir fragen nicht, warum bist du in Not, sondern: Wie kommst du da wieder raus?“ Dass die 40 Ehrenamtlichen und er „auf Augenhöhe“ mit den Gästen zusammen sind, wurde im Beitrag und beim Gespräch deutlich. Den Preis in der Kategorie Audio (Kurzbeitrag) bekam Theresia Blömer für die Radio-Reportage „Heilig hilft – Suppenküche in Bad Waldsee“, die auf SWR 4 lief. Der Autorin gelinge es, in wenigen Minuten einen lebendigen Eindruck von Atmosphäre, Gästen und Engagierten zu vermitteln, so die Jury. „Sie ist nah bei den unterschiedlichen Menschen, von denen dieses Angebot lebt.“ 

Freien Wohnraum der Stadt für Geflüchtete vermieten, das dürfte ja nicht kompliziert sein. Wie dies zur Farce wurde, erzählt Daniel Sprenger. In der Kategorie Video (Kurzbeitrag) entschied sich die Jury für seinen Film „Realer Irrsinn: Keine Vermietung für Geflüchtete in Stuttgart“. Der vom NDR produzierte Beitrag lief in der ARD „Satirisch umgesetzt wirft der journalistisch seriös gemachte Film ein Schlaglicht auf das drängende Problem der Überbürokratisierung zulasten von Menschen, die dringend Wohnraum brauchen. Kurios und ärgerlich zugleich“, urteilt die Jury. Der Autor hatte krankheitshalber für die Veranstaltung absagen müssen.

Der Diakonie Journalistenpreis Baden-Württemberg hat Preisgelder von insgesamt 9.500 Euro vergeben. Die Jury hatte in diesem Jahr aus knapp 100 Einsendungen ausgewählt. Der Preis wird auch 2025 ausgelobt. 

Der Preis wird gestiftet von Diakonisches Werk Baden; Diakonisches Werk Württemberg; BruderhausDiakonie, Reutlingen; Diakonie Kork; Diakonie Stetten, Kernen im Remstal; Diakonieverein Bruchsal e. V.; Diakonisches Werk Heilbronn; Diakonisches Werk im evangelischen Kirchenbezirk Ortenau; Diakonisches Werk Mannheim; Dienste für Menschen, Esslingen; Evangelische Brüder Unität Bad Boll; Evangelische Stadtmission Heidelberg e. V.; Evangelischer Diakonieverband Ulm/Alb-Donau; Kreisdiakonieverband Rems-Murr Kreis, Waiblingen; Lebenswerkstatt für Menschen mit Behinderung e. V., Stuttgart; Mariaberg e. V., Gammertingen; Samariterstiftung, Nürtingen; Sozialunternehmen NEUE ARBEIT gGmbH, Stuttgart.

Zu den Gewinner-Beiträgen