True Crime Live: Dichtung & Wahrheit
Krimilesung mit Frank Schröder und Veit Müller sorgte für Spannung in Mariaberg
Gammertingen-Mariaberg (zr). Am vergangenen Donnerstag verwandelte sich das Kommunikationszentrum Mariaberg in ein spannungsgeladenes Krimisetting. Bei der Lesung „Dichtung & Wahrheit" trafen zwei echte Experten der Verbrechenswelt aufeinander: Frank Schröder, Erster Kriminalhauptkommissar a.D., und Veit Müller, Gerichtsreporter und Autor, nahmen das Publikum mit auf eine Reise durch reale Kriminalfälle und packende Fiktion.
Gemütlich auf eine Couch in der Bühnenmitte platziert „verhörte“ der ehemalige Ermittler den Gerichtsreporter – und umgekehrt. Frank Schröder interviewte zuerst den Gerichtsreporter Veit Müller, der seit 25 Jahren im „kriminellen Geschäft“ ist. Aktuell beschäftigt dieser sich mit zwei Sexualdelikten und einem „normalen Drogenprozess“. Dabei muss Müller bei seinen Reportagen gewichten was er schreiben kann, denn die Zeitung stellt nicht unbegrenzt Platz zur Verfügung. Dazu bemerkte er: „Es ist erstaunlich, dass jeden Tag genau so viel passiert, wie in eine Zeitung reinpasst.“ Veit Müller berühren Fälle in denen der Lebenslauf des Täters seinem eigenen ähnelt und dann überlegt er, an welcher Stelle ist etwas geschehen, dass jemand zum Straftäter wird. Könnte mir das auch passiert sein wenn sich meine Lebensumstände auch so entwickelt hätten?
Beide Autoren geben dem Publikum zudem Kostproben aus ihren Werken. Frank Schröder las aus seinem aktuellen Buch „Eiskalte Gnade“, in dem es darum geht, dass in Deutschland jährlich 1200 Tötungsdelikte unentdeckt bleiben weil das Leichenschausystem versagt. Veit Müller hat bereits sechs Kriminalromane geschrieben, in denen „Luka Blum“ ermittelt. In Mariaberg las er aus dem fünften Band „Tod am Kreuzweg“ – untermalt mit grollendem Donner, Zugfahrgeräuschen und prasselnden Regen.
Überhaupt beschränkte sich der Abend nicht nur auf das gesprochene (gelesene) Wort. Beide Autoren unterhielten die Zuhörer mit musikalischen Einlagen und Gesang. In der „Musik-Ecke“ am Rand der Bühne gaben sie mit ihren Gitarren und ausdrucksstarkem Gesang (Veit Müller auch mit der Mundharmonika) ein paar Klassiker zum Besten. Der „Schlimme Finger Leroy Brown“, „Whiskey in the Jar“, Reinhard Mey‘s „Der Mörder ist immer der Gärtner“ oder Tom Jone‘s „Delilah“ begeistern das Publikum in Mariaberg so, dass eine Zugabe eingefordert wurde.
Andrea Baur-Hölz, die für den Gastgeber Mariaberg e.V. im Einsatz war, bedankte sich daher herzlich: „Ihr Auftritt ist eine gute Methode, uns Ihren täglichen und langjährigen Umgang mit Gewalt und Kriminalität erlebbar und gleichzeitig durch die wunderbare Musik ‘erträglich’ zu machen. Das ist eine angenehme Art und Weise, dem Publikum Fakten zu unterbreiten. Herrlich kurzweilig, spannend und unterhaltsam war diese Krimi-Abend-Premiere in Mariaberg. Dankeschön.“