„Glaube light“ ist nicht die Lösung
Die Gesellschaft verändert sich: Individualisierung, Pluralisierung und Diversität prägen die Lebenswelten im 21. Jahrhundert. Damit verändern sich auch Kirche und Diakonie. Fachkräftemangel und Kirchenaustritte stellen diakonische und kirchliche Einrichtungen vor neue Herausforderungen, insbesondere was die Kirchenzugehörigkeit bei einer Anstellung betrifft. Beim dritten Symposium von Landeskirche und Diakonie in Württemberg gab es zu „Kirchlich-diakonische Kulturen gestalten: Organisationale Aspekte“ Impulse, Infos und Austausch.
„Es herrscht ein Spannungsfeld zwischen Kirchenaustritten und gleichzeitig steigenden Bedarfen diakonischer Arbeit“, so Dr. Gisela Meister-Scheufelen, Vorsitzende des Präsidiums des Diakonischen Werks Württemberg, zu Beginn der Veranstaltung. Die Fragen nach der Kirchenzugehörigkeit dürften nicht nur ein pragmatischer Weg aus Personalmangel sein, sondern berührten den Kern des Selbstverständnisses der Kirche. Es gehe um theologische Fragen, den Auftrag und die Verantwortung der Kirche. Oberkirchenrat Stefan Werner, Direktor des Evangelischen Oberkirchenrats Württemberg, erinnerte daran, dass das „Haupt unserer Kirche Jesus Christus“ sei und dass das auch für die Diakonie als Bestandteil der Kirche gelte. Ob dieser Anspruch für die diakonische Arbeit in Zeiten des Personalmangels weiterhin haltbar sei, müsse geprüft werden.
Prof. Dr. Fritz Lienhard, Professor für Praktische Theologie der Universität Heidelberg, referierte zu „Kirche der Zukunft – diakonische Dimensionen einer Kirche in der pluralen Gesellschaft“, die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Beate Hofmann, zum Thema „Diakonische Kultur, Identität und Profil“. Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel beleuchtete in seinem Impuls „Gelebter Glaube in Wort und Tat - Theologische Aspekte zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchenzugehörigkeit in kirchlich-diakonischen Arbeitsfeldern“ die theologische Verankerung und Einheit von christlichem Glaube und Tat. Sehr viel hänge von der Einstellung der Mitarbeitenden ab: „Liebe üben können nur Menschen, keine Institutionen“, so Heckel.
Darin, dass „Glaube light“ nicht die Lösung sein kann, waren sich Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July und Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, bei der Abschlussdiskussion einig. Wie eine Lösung aussehen könnte, blieb jedoch weiterhin offen. „Es wird keine Antwort geben, die alle befriedigt. Wir wollen aber Beschreibungen von Herausforderungen und verschiedene Lösungsmodelle suchen“, so Noller in ihrem Ausblick auf den weiteren Prozess.
Am 26. März 2022 findet von 9-13 Uhr ein Studientag statt.