Zeitnahe Lösungen für Familien während Corona-Krise gefordert
Zum Muttertag am Sonntag, 10. Mai 2020
Stuttgart, 7. Mai 2020. Familien und besonders die Mütter sind während der Corona-Krise stark gefordert: Der Spagat zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung, Homeschooling und geschlossenen Freizeitmöglichkeiten belastet viele. „Eltern stehen momentan unter hohem Druck. Wir brauchen zeitnahe Lösungen für Familien, die an ihre Grenzen kommen und hoch belastet sind. Es geht um Ansätze, die familiäre Krisensituationen entspannen, Bewältigungsmöglichkeiten aufzeigen und eine Eskalation verhindern“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Das Zusammenspiel der Herausforderungen und die zusätzlichen Kontaktbeschränkungen wirkten einschneidend auf Familien und gefährdeten innerfamiliären Beziehungen sowie Gesundheit und Entwicklung der Kinder.
Die Diakonie Württemberg fordert von der Landes- und Bundespolitik, sich mit genauso viel Wertschätzung, Geld und Engagement für die Rückkehr zur „Normalität“ von Familien und Kindern einzusetzen wie es für die Wirtschaft geschieht. „Wir brauchen Konzepte für den Schulalltag genauso wie für die vorschulische Kinderbetreuung, denn Familien sind systemrelevant“, so Kaufmann. „Unserer besonderer Dank gilt den Müttern und Eltern. Ohne deren großen Einsatz für ihre Kinder und Familien neben der Arbeit von zuhause würde die Wirtschaft noch größeren Schaden nehmen.“
Insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen, mehreren Kindern oder einem alleinerziehenden Elternteil sind nach Erfahrung der diakonischen Kinder- und Jugendhilfe besonders belastet, berichtet Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg. Gründe seien häusliche Enge, monetäre Einschränkungen durch Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit. Das Zusammenleben auf engstem Raum biete wenig Möglichkeiten zu Rückzug und Ruhe. Gleichzeitig müssten Kinder beschäftigt werden und für das Homeschooling fehle oft die notwendige digitale Ausstattung. Dazu fehle oft die nötige Zeit oder Kenntnis zur Unterstützung und Anleitung beim Lernen.
Alleinerziehende haben aufgrund der aktuellen Bestimmungen weder innerfamiliäre noch freundschaftliche Entlastungsmöglichkeiten noch können sie öffentliche Betreuungsangebote nutzen, sofern sie im Homeoffice sind. Diese Konzentration, von der meist Mütter betroffen sind, gefährdet längerfristig deren Gesundheit. Alleinerziehenden muss nach Ansicht der Diakonie Württemberg deshalb dringend die Möglichkeit der Notbetreuung auch ohne Arbeit zugänglich gemacht werden, um Entlastung in schwierigen Situationen zu schaffen.
Um den positiven Einfluss der Freunde, Peergroups und das Lernen mit und durch Gleichaltrige zu aktivieren, braucht es nach Ansicht der Diakonie Württemberg rasch Konzepte für an die Bedürfnisse von Familien orientierte Kontaktmöglichkeiten. Zudem sei die Arbeit der stabilisierenden und unterstützenden Personen und Institutionen aktuell besonders wichtig, auf die insbesondere Kinder und Jugendliche aus psychosozial belasteten Familien oft für ein gesundes Aufwachsen und ihre Entwicklung angewiesen sind.
Die Diakonie Württemberg unterstützt die Initiative „Rechte statt Reste!“ und schließt sich der Forderung von 100 Euro Soforthilfe für Arme in der Coronakrise an. Mit ihrem Programm „Kirche trotzt Armut und Ausgrenzung“ mit Teilhabegutscheinen leistet sie einen Beitrag zur Bewältigung von Benachteiligung, insbesondere im Bereich digitaler Bildung. Im neu initiierten Diakonie Fonds „Mutmacher – Soforthilfe der Diakonie Württemberg“ können stark benachteiligte Familien direkte Unterstützung zur Überwindung der krisenbedingten Problemlagen erhalten.