"Herr, Dir in die Hände ..."
"Woche für das Leben" ist in Bad Mergentheim eröffnet worden. Landesbischof July fordert einen "Pflege-Soli".
Stuttgart, 3. Mai 2014. Mit einem Festgottesdienst in Bad Mergentheim haben heute die Bischöfe Dr. h.c. Frank Otfried July und Dr. Gebhardt Fürst die Aktion „Woche für das Leben“ eröffnet. „Herr, Dir in die Hände ….“ ist das Motto der diesjährigen ökumenischen Aktion, die vom 3. bis 10. Mai stattfindet. Im Mittelpunkt steht die Würde des Menschen am Ende des Lebens. Die Eröffnung für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Evangelisch-methodistische Kirche fand in der Kirche "Maria-Heil der Kranken" am Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim statt.
„Es ist gut und wichtig, dass Gott uns immer wieder Menschen schenkt, die mit helfenden und heilenden Händen für uns da sind: wie z. B. Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger. Sie tragen eine hohe Verantwortung und oftmals viele Belastungen“, so Landesbischof Frank Otfried July von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in seiner Predigt. „Ob bei stationären oder ambulanten Aufgaben: Wir brauchen diese helfenden Hände dringend! Deswegen fordere ich, dass wir in unserer Gesellschaft endlich ein „Pflegebündnis Zukunft“ schaffen. Statt über Sonderausgaben für den Straßenbau zu phantasieren, müssen wir über kreative Gedanken zur Unterstützung der Pflege diskutieren“, betonte Bischof July in seiner Predigt weiter. Er fordert einen „Pflege-Soli“. „Unsere Gesellschaft darf hier die Augen nicht verschließen. Ich unterstütze alle Bemühungen, auch der Politik, die hier Abhilfe schaffen können. Wenn der schöne alte Satz gilt: „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“, dann verletzen wir auch seine Ehre, wenn wir nicht für eine gute Pflege eintreten und dafür, dass helfende, heilende Hände auch in Zukunft bereit sind.“
„Viele von uns kennen die Angst älterer Menschen vor Klinik und Apparatemedizin. Insbesondere Sterbende wünschen sich für diesen letzten Abschnitt zuhause im eigenen Bett zu sein. Tatsächlich stirbt dort aber lediglich jeder Vierte. Für die überwiegende Mehrheit ist das Krankenhaus oder das Hospiz die letzte Station“, so Bischof Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Gottesdienst. Diese Diskrepanz zwischen statistischen Fakten und Sehnsüchten der Betroffenen stelle die Medizin – aber auch uns als Christinnen und Christen insgesamt – vor große Aufgaben. „In unserer Zeit wird es immer schwieriger, das medizinisch Leistbare, das juristisch Vertretbare und das ethisch Unbedenkliche zu einem Ausgleich zu bringen. Jeder Mensch ist einzigartig und besitzt zu jedem Zeitpunkt und in jeder Lage eine unveräußerliche Würde. Die Würde des Menschen ist von Gott geschenkt und in allen Lebensphasen gleichermaßen gegeben – vom Beginn bis zu seinem Ende“, so Bischof Fürst weiter. Er sieht es als diakonischen Grundauftrag der Christinnen und Christen, anwaltschaftlich für die Würde dieser Menschen einzutreten und uns in Politik und Gesellschaft für Strukturen einzusetzen, die einen sorgsamen Umgang mit kranken, alten oder pflegebedürftigen Menschen möglich machen, ihnen ihre Selbstbestimmung lassen und ihnen Teilhabe ermöglichen.“
Seit mehr als 20 Jahren steht die "Woche für das Leben" für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens und seinen Schutz in allen Lebensphasen. Sie will auf die vielfältigen Gefährdungen des menschlichen Lebens hinweisen und Menschen in Kirche und Gesellschaft für die Schutzwürdigkeit des Lebens in allen seinen Phasen sensibilisieren. Die "Woche für das Leben" ist eine gemeinsame Aktion der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland.