Assistierte Ausbildung soll bundesweit umgesetzt werden
Fachgespräch von Politik, Handwerk und Wirtschaft fordert Bundesförderung.
Stuttgart, 10. Juli 2014. In der Neugestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf soll bundesweit die assistierte Ausbildung eingeführt werden. Bisher wird sie nur in Baden-Württemberg angeboten. Um die flächendeckende Einführung zu beraten, haben sich jetzt Vertreter von Landespolitik, Ministerien, Wirtschaft, Kammern, Ausbildungsträgern, IHK und der Bundesagentur für Arbeit im Diakonischen Werk Württemberg zu einem Fachgespräch getroffen. Die württembergische Diakonie und der Paritätische haben seit 2008 rund 1.500 junge Menschen mit Unterstützungsbedarf beim Übergang in den Beruf und während ihrer betrieblichen Ausbildung begleitet.
Robert Bachert, Finanzvorstand im Diakonischen Werk Württemberg, betonte das Recht besonders auch chancenarmer junger Menschen auf einen anerkannten Berufsabschluss. Der im Koalitionsvertrag von Bundes- und Landesregierung formulierte Wille nach Instrumenten der Stärkung und des Ausbaus betrieblicher Ausbildung bestärke Diakonie und Paritätischen in ihrem Engagement bei der assistierten Ausbildung.
Dr. Stefan Baron vom Baden-Württembergischen Handwerkstag machte auf über 30.000 unbesetzte Ausbildungsstellen im Mai 2014 aufmerksam. „Bald wird es keine Butterbrezeln mehr geben, wenn die Auszubildenden im Handwerk fehlen“, bemerkte er. Er appellierte daran, das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland zu prüfen. Das Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung in Baden-Württemberg habe Eckpunkte zur Neugestaltung des Übergangs von Schule in Ausbildung und Beruf beschlossen, nach dem die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen und die Unterstützung junger Auszubildenden und Betriebe in der dualen Ausbildung intensiviert werden sollen. Hierbei würden die assistierte Ausbildung und die Teilzeitausbildung genannt. „Die Wirtschaft stellt sich ihrer Verantwortung, ist aber nicht Ausputzer der Versäumnisse allgemeinbildender Schulen“, sagte Baron. Es komme darauf an, Übergänge zu gestalten statt Ersatzmaßnahmen zu schaffen. Hierbei sei die Jugendberufshilfe gefordert, Betriebe und Auszubildende zu begleiten, bei Krisen zu helfen und Ausbilder zu qualifizieren. Über eine Bundesförderung und die Definition der Ausbildungsreife müsse geredet werden.
Für die Landesvereinigung baden-württembergischer Arbeitgeberverbände machte Thorsten Würth den Bedarf an Fachkräften und der Unterstützung beim Erwerb des Berufsabschlusses deutlich. 90 Prozent der Betriebe im Land fehlten bei weniger als 100 Beschäftigten die Kompetenz Fachkräfte, im Ausland anzuwerben. Auch verlören die vielen Ungelernten in Betrieben bei einer Krise ihre Stelle. „Deshalb müssen wir mehr Jugendliche zu einem Schul- und einem Berufsabschluss bringen.“ Er sieht Bund und Land in der Pflicht, eine kontinuierliche Assistenz in den Betrieben zu gewährleisten und nicht ständig neu auszuschreiben.
Dies unterstrich Ralf Nuglisch, Projektleiter „Carpo“ des Paritätischen: „Wir brauchen geeignete Rahmenbedingungen auf Bundesebene, eine Verankerung im SGB III und als Regelinstrument die Mitfinanzierung aller Partner.“ Ulrich Fellmeth, Projektleiter der Diakonie, verwies auf das vergangene Woche bei der Bundeskonferenz Berufliche Bildung in Berlin vorgestellte Programm der Bundesregierung zur Umsetzung des Koalitionsvertrages. Darin heißt es: „Assistierte Ausbildung nach dem Modell von Carpo bekommt nun auch für den Bund eine zentrale Bedeutung bei der Stärkung der Dualen Ausbildung für chancenärmere junge Menschen.“ In der konzeptionellen und förderpolitischen Ausgestaltung einer kombinierten Lösung von Bund, Land und Bundesagentur sieht Fellmeth auch den wesentlichen Auftrag des vom Netzwerk Assistierte Ausbildung neu gegründeten Beirats.