Gesellschaft und Einzelne sollen über die Endlichkeit des Lebens nachdenken
Oberkirchenrat Kaufmann fordert mehr palliative Versorgung in Heimen und Kliniken. Am kommenden Sonntag ist Ewigkeitssonntag/Totensonntag.
Stuttgart, 20. November 2014. Anlässlich des Ewigkeitssonntags, auch Totensonntag bezeichnet, am 24. November ruft der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, dazu auf, über die Endlichkeit des eigenen Lebens nachzudenken. Die aktuelle Diskussion um die Sterbehilfe biete die Chance, den eigenen und den gesellschaftlichen Umgang mit dem Sterben und dem Tod kritisch zu hinterfragen. Auch müsse in Pflegeheimen und Kliniken mehr Zeit für palliative Versorgung sein.
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Mit diesem Zitat aus Psalm 90 ist laut Kaufmann Wichtiges auch im Blick auf die aktuelle Diskussion um die Sterbehilfe gesagt. „Am Ende des Kirchenjahres, am Ewigkeitssonntag, hat die christliche Kirche einen wichtigen und festen Ort, um über die Endlichkeit des eigenen Lebens nachzudenken und den Tod ins Leben holen, ihm nicht auszuweichen“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann.
Neben den Zeiten der Leistungsfähigkeit, der Gesundheit und des Genießens sei es wichtig, auch die dunklen und schweren Zeiten des Lebens auszuhalten. „Das Aushalten müssen wir freilich gemeinsam immer wieder lernen. So wie es in der Hospizbewegung auch als Reaktion auf das allgemeine Verdrängen von Leiden und Tod geschieht.“
Schwer leidenden Menschen helfe nicht die Vorstellung eines schnellen und vermeintlich leichteren Todes, sondern die Nähe anderer Menschen. Deshalb müsse die Diskussion um die Sterbehilfe vor allem zu der Frage führen, wie wir Menschen auf ihrem letzten Lebensweg besser begleiten können. Gerade dort, wo am meisten gestorben wird, in Kliniken und Pflegeheimen, fehlen laut Kaufmann Pflegekräfte, die Zeit für angemessene palliative Versorgung haben. „Ehrenamtliche, die mit großem persönlichem Einsatz Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten, sind sehr wichtig, können aber die Arbeit der Hauptamtlichen nicht ersetzen.“
Für eine gute Begleitung am Lebensende sei jeder Einzelne, aber auch die Gesellschaft als Ganze gefragt. „Gerade am Umgang mit schwer kranken und sterbenden Menschen zeigt sich der Zustand einer Gesellschaft“, ist Kaufmanns Überzeugung. Das gemeinsame Annehmen des Sterbens und des Todes sei aber mehr als eine moralische Verpflichtung. Es führe vielmehr zur Lebensklugheit. In dem Sinne, dass Alltägliches heilsam relativiert werde und Menschen entdeckten, dass das Leben einzigartig und jeder Moment einmalig sei. Die heilsame Erfahrung Gottes, das lehre der Ewigkeitssonntag, liege darin, dass am Ende Gottes Gegenwart stehe, weil der Tod zum Tor zu Gottes ewiger Welt werde.