Langzeitarbeitslose brauchen besondere Angebote
Erfolgreicher Passiv-Aktiv-Transfer soll auf Bundesebene etabliert werden. Diakonie fordert Betreuung von Arbeitslosen auch nach Arbeitseintritt.
Stuttgart, 25. März 2014. Sozialministerin Katrin Altpeter MdL hat sich für einen „sozialen Arbeitsmarkt“ ausgesprochen. Bei einer Tagung von Diakonie, Caritas und dem Paritätischen in Baden Württemberg forderte sie Chancen für diejenigen, „die mit den vorhandenen Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik nicht ausreichend versorgt sind“. Die Sozialministerin will sich zudem für die Etablierung des Passiv-Aktiv-Transfers (PAT) auf Bundesebene einsetzen. In Baden-Württemberg seien mit diesem Instrument durchweg gute Erfahrungen gemacht worden. Der von der Diakonie mitentwickelte PAT schafft ohne großen finanziellen Aufwand sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose. Gelder, die die Jobcenter normalerweise für passive Leistungen wie das Arbeitslosengeld II oder den Zuschuss für die Unterkunft aufwenden, werden stattdessen direkt in Arbeitsplätze investiert. Die Ministerin lobte die freien Träger im Land auch dafür, dass sie das Konzept der nachhaltigen Integration von Langzeitarbeitslosen, begleitendes Coaching nach einer Vermittlung umgesetzt und weiterentwickelt haben.
Auch Wolfram Leibe, Geschäftsführer der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Agentur für Arbeit, sprach sich für die Ausweitung des PAT aus. „In Baden-Württemberg konnten wir bereits 500 Menschen dadurch zu einer Arbeitsstelle verhelfen – rund 50 Prozente davon in der freien Wirtschaft.“ Leibinger warb dafür, gemeinsam mit allen Beteiligten zu agieren und weiterhin neue Ansätze wie die nachhaltige Integration auszuprobieren.
Für Klaus Kittler, Referent für Arbeitslosenhilfe der Diakonie Württemberg, ist die Anerkennung des Passiv-Aktiv-Transfers durchaus ein Erfolg. „Die Diakonie und die freie Wohlfahrtspflege im Land setzen sich seit Jahren für dieses Instrument gegen Langzeitarbeitslosigkeit ein.“ Allerdings müsse auch an anderer Stelle angesetzt werden: „Noch immer begegnen wir in der Arbeitslosenhilfe häufig dem Drehtüreffekt. Nahezu 50 Prozent aller ehemals Langzeitarbeitslosenmüssen sich binnen sechs Monaten nach einer Arbeitsaufnahme erneut arbeitslos melden.“ Hier müsse mehr Begleitung und individuelles Coaching erfolgen. Kittler forderte zudem, Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik besser zu vereinbaren. „Betriebe müssen sich stärker für Unterstützung und Coaching öffnen. Dadurch können Langzeitarbeitslose nachhaltig integriert werden.“
Hansjörg Böhringer, Vorsitzender der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg, forderte: „Die Verbesserung der Beschäftigungslage muss endlich auch bei den Langzeitarbeitslosen ankommen.“ Dafür brauche es konkrete Beschäftigungsperspektiven für alle Arbeitssuchenden sowie geeignete Rahmenbedingungen, die diese unterstützen und ermöglichen.
Thorsten Würth vom Arbeitgeberverband Südwestmetall sprach sich für ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten aus. „Wir müssen dem Problem der Langzeitarbeitslosigkeit alle zusammen begegnen und so geeignete Lösungen finden.“ Gerade in Baden-Württemberg gebe es genügend positive Voraussetzungen und Beispiele dafür, dass diese Arbeit nachhaltig gelingt.