Chancen zur Beendigung der Arbeitslosigkeit rückläufig
Zumeldung zur Meldung der Agentur für Arbeit zu den Arbeitslosenzahlen im Oktober 2014.
Stuttgart, 30. Oktober 2014: Heute hat die Agentur für Arbeit die aktuellen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben und die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt unterstrichen. Wir lenken den Blick auf Zahlen, die die Probleme des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg zeigen:
- Der relative Anteil der Hartz-IV-Bezieher (SGB II) an den Arbeitslosen ist gegenüber dem Vormonat auf 57,2 Prozent erneut angestiegen. Die absolute Zahl der SGB-II-Arbeitslosen ist zwar um 3.439 Personen oder 2,6 Prozent gesunken. Da aber die Zahl der Arbeitslosen mit Arbeitslosengeld I um 9.954 Personen oder 9,5 Prozent gesunken ist, ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen größer. Vom positiven Arbeitsmarkt profitieren also vor allem Arbeitslose, die nur kurze Zeit arbeitslos sind. Langzeitarbeitslose werden davon nicht erfasst. Obwohl nur 3,8 Prozent als arbeitslos gezählt werden, sind aber 5,0 Prozent ohne Beschäftigung, denn 295.628 Menschen sind arbeitslos oder in Beschäftigungsmaßnahmen der Arbeitsagentur.
- 71.879 Personen oder 32,5 Prozent aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos, gegenüber dem letzten Monat zwar ein leichter Rückgang um 737 Personen, aber gegenüber dem Vorjahresmonat eine ebenso hohe Steigerung um 714 Personen oder 1,0 Prozent.
- Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Arbeitslosengeld-II-Bezieher. Sie sind an der Arbeitslosigkeit mit 57,2 Prozent, an der Langzeitarbeitslosigkeit mit 82,8 Prozent beteiligt.
- Die durchschnittliche Dauer von Arbeitslosigkeit bei SGB-II-Arbeitslosen ist 565 Tage – in diesem Monat sogar acht Tage mehr als im Vormonat und 22 Tage mehr als im Vorjahresmonat.
- Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im September 77.522 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten. Dabei konnten aber nur 27.100 offene Stellen besetzt werden und nur 24.744 Personen konnten aus der Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit übergehen.
- Nur 19,4 Prozent derjenigen, die aus dem SGB II heraus ihre Arbeitslosigkeit beendeten, konnten auch eine Erwerbstätigkeit beginnen; von den Arbeitslosengeld-I-Empfängern, die aus der Arbeitslosigkeit abgingen, waren das immerhin 44,1 Prozent.
Diese Zahlen machen angesichts der besonders positiven Entwicklung im Oktober deutlich, dass es für Langzeitarbeitslose immer schwerer wird, wieder einen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit ist das zentrale Problem des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg und sie nimmt weiter zu. Der Anteil der Hartz-IV-Empfänger steigt langfristig an und die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit nimmt ständig zu. Angesichts dessen ist die erneute Reduzierung von Beschäftigung schaffenden Maßnahmen gegenüber dem Vorjahresmonat um fast 1.000 Plätze auf jetzt nur noch 5.902 Maßnahmen ein arbeitsmarktpolitischer Skandal. Die Diakonie weist immer wieder darauf hin, dass öffentlich geförderte Beschäftigung das zentrale Instrument gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist und dass dieses Instrument durch einen Passiv-Aktiv-Transfer weitgehend kostenneutral ist. Nach Ansicht der Diakonie darf nicht hingenommen werden, dass bis zu 25.000 Menschen in Baden-Württemberg dauerhaft von Arbeit und Teilhabe ausgeschlossen bleiben. Die Bundesregierung verpasst gerade die Chance, zu Zeiten einer positiven und stabilen Arbeitsmarktlage die zentralen Probleme der Arbeitslosigkeit anzugehen. Wenn das Wirtschaftswachstum und die Arbeitskräftenachfrage weiter nachlassen, ist diese Chance vertan.
Weiteres zum Thema: http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de und http://www.initiative-pro-arbeit.de