01. September 2015

Positive Entwicklung des Arbeitsmarkts beeinflusst Arbeitslosigkeit marginal

Über ein Viertel der Beschäftigten ist nicht sozialversicherungspflichtig angestellt - Langzeitarbeitslose bleiben immer länger arbeitslos

Zumeldung zur Meldung der Agentur für Arbeit zu den Arbeitslosenzahlen im August 2015

Stuttgart, 1. September 2015. Heute hat die Agentur für Arbeit die aktuellen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben und die positive Arbeitslosenquote gegenüber anderen Bundesländern unterstrichen. Wir lenken den Blick auf Zahlen, die die Probleme des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg zeigen: 

Die Bundesagentur meldet für Baden-Württemberg einen Stand von über 4,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und eine Zunahme von 88.900 gegenüber dem Vorjahr. Verglichen damit ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit um 3.877 als enttäuschend zu werten. Die Diakonie weist auch darauf hin, dass von den insgesamt 5,9 Millionen Beschäftigten 1,6 Millionen Menschen oder über 27% aller Beschäftigten nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. 

Die Verbesserung der Arbeitslosigkeit ist so gering, dass der Arbeitsmarkt auf der Stelle tritt. Die Situation der Benachteiligten verschlechtert sich sogar tendenziell. Die positiven Bewegungen am Arbeitsmarkt wirken sich praktisch nur noch in der Arbeitslosenversicherung des SGB III und bei Kurzzeitarbeitslosen aus, während sie sich im SGB II und erst recht bei der Langzeitarbeitslosigkeit kaum noch niederschlagen. Der Anteil der Hartz-IV-Empfänger, vor allem unter den Langzeitarbeitslosen, steigt langfristig an und die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit nimmt ständig zu. Es zeigt sich immer deutlicher, dass Langzeitarbeitslose und ihre Familien ohne öffentlich geförderte Beschäftigung keine Chance mehr zur Teilhabe und zur Integration in Arbeit bekommen.. 


Im Einzelnen:

• Der relative Anteil der Hartz-IV-Bezieher (SGB II) ist gegenüber dem Vormonat auf 56,3 % gesunken. Die absolute Zahl der SGB-II-Arbeitslosen beträgt jetzt 131.770, sie ist im August zwar um 1.725 Personen oder 1,3 % gesunken, gegenüber dem Vorjahresmonat aber um 640 Personen oder 0,5 % gestiegen. Demgegenüber ist die Zahl der Arbeitslosen im SGB III im August um 8.415 Personen oder 9,0 % gestiegen, gegenüber dem Vorjahresmonat aber um 4.517 oder 4,2 % gesunken. 

• Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Arbeitslosengeld-II-Bezieher, sie sind an der Arbeitslosigkeit mit 56,3 %, an der Langzeitarbeitslosigkeit sogar mit 83,6 % beteiligt.

• Die durchschnittliche Dauer von Arbeitslosigkeit beträgt für SGB-II-Arbeitslose 564 Tage – 11 Tage weniger als im Vormonat, aber erneut 10 Tage mehr gegenüber dem Vorjahresmonat. Demgegenüber beträgt die Dauer der Arbeitslosigkeit im SGB III nur durchschnittlich 175 Tage und ist gegenüber dem Vorjahresmonat um vier Tage gesunken. 

• Die Zahl der arbeitslosen Ausländer hat gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich um 3.461 oder 5,7 % zugenommen, während die Gesamtarbeitslosigkeit im Vergleichszeitraum  um fast dieselbe Personenzahl gesunken ist. 

• Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass zwar im Juli 57.169 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten. Aber: Es konnten aber nur 18.726 Personen aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt übergehen.

• Nur 20,1 % derjenigen, die aus dem SGB II heraus ihre Arbeitslosigkeit beendeten, konnten auch eine Erwerbstätigkeit beginnen; von den SGB-III-Empfängern, die aus der Arbeitslosigkeit abgingen, waren das immerhin 43,9 %. 

Weitere Hinweise unter:

http://www.initiative-pro-arbeit.de/   

http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/