(K)ein Grund zum Feiern? – 20 Jahre Vesperkirche
Kirchentag: Diakonie Württemberg lädt zur Diskussion mit unter anderem Professor Dr. An-dreas Barner, Kirchentagspräsident und Vorsitzender der Unternehmensleitung Boehringer Ingelheim, über Armut und Reichtum und sinnvolle Formen, Armut zu bekämpfen.
Pfarrer Martin Friz hat vor 20 Jahren die Stuttgarter Vesperkirche ins Leben gerufen – lange Zeit Propium von Diakonie und Evangelischer Landeskirche in Württemberg. Sie hat seit Jahren hohen Zulauf. Ein Grund zum Feiern? Über Armut und Reichtum diskutieren Experten aus Wirtschaft, Kirche, Diakonie und Wissenschaft im Diakonie-Viertel (in der Leonhardskirche) am Donnerstag, 4. Juni 2015, von 15.00 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei.
Stuttgart, 2. Juni 2015. Stuttgart geht’s gut! Die Schwabenmetropole gilt als einer der wirtschaftlich stärksten und innovativsten Hightech-Standorte Europas mit glänzenden Zukunftsaussichten. So nachzulesen auf der Website der Stadt. Aber – ein Fünftel der Stuttgarter ist armutsgefährdet. Laut Statistischem Landesamt liegt das Armutsrisiko in Stuttgart bei 20,4 Prozent. In Dortmund etwa sind es „nur“ 14 Prozent. Die Zahl der Notunterkünfte in Stuttgart steigt seit Jahren. Ebenso die Zahl der Menschen ab 65 Jahre, die Grundsicherung erhalten. Ein Zeichen für steigende Altersarmut.
Die Anzahl der ausgegebenen Mittagessen in der Vesperkirche stieg von 540 im Jahr 2010 auf 600 im Jahr 2014. Dieses Jahr ging die leicht auf 570 zurück. „Eine Verfestigung der Armut auf hohem Niveau in einer der reichsten Städte Deutschlands“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. „Und die Schere geht weiter auseinander. Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland besitzen 59 Prozent des Vermögens. Die unteren 60 Prozent der Bevölkerung besitzen lediglich sechs Prozent des Vermögens. Wer ärmer ist, stirbt zudem früher. Als Diakonie hören wir nicht auf, für eine gerechtere Verteilung zu kämpfen. Und zugleich Menschen in Armut beizustehen.“
Obwohl, wie die Zahlen belegen, die Vesperkirche notwendig ist, steht sie in der Kritik. Sie zementiere die Armut und sei nicht mehr als eine Beruhigung für das (schlechte?) Gewissen. Sie ändere nichts an den Ursachen der Armut. Mit Vesperkirchen, Tafelläden etc. nehme man die Politik aus der Pflicht, sich ernsthaft mit den Ursachen für Armut auseinanderzusetzen und sie zu beseitigen.
In diesem Spannungsfeld diskutieren über Armut und Reichtum im Diakonie-Viertel:
- Prof. Dr. Andreas Barner, Präsident des 35. Deutschen Evangelischen Kirchentages
- Prof. Franz Segbers, Professor für Sozialethik, Marburg
- Diakoniepfarrerin Karin Ott, Stuttgart
- Prälat i.R. Martin Klumpp, Stuttgart
- Marc Hentschke, Neue Arbeit Stuttgart
- Udo Casper, Dt. Mieterbund Baden-Württemberg
- Diakoniepräsident Ulrich Lilie, Berlin
- Dekan Klaus Käpplinger, Stuttgart
Die Veranstaltung wird für Hörgeschädigte gedolmetscht. Es moderiert Anna Koktsidou, SWR.
Auszug der Kirchentagsveranstaltungen, die für Hörgeschädigte gedolmetscht werden. http://blog.diakonie-wuerttemberg.de/diakonie-wuerttemberg-auf-dem-kirchentag/veranstaltungen-fuer-gehoerlose/
Die Teilnahme an den Veranstaltungen der Diakonie während der Kirchentags ist kostenfrei. Weitere Informationen und Programmdetails: http://blog.diakonie-wuerttemberg.de/
Das Diakonische Werk Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für über 2.000 Einrichtungen und Dienste. Über 45.000 hauptamtliche Mitarbeiter und mehr als 35.000 Ehrenamtliche betreuen über 275.000 Menschen in Beratungsstellen oder Einrichtungen, in denen sie leben. Es sind Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 100.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.