Sieger des Diakonie Journalistenpreises 2015
Diakonie zeichnet sozialpolitische Berichterstattung aus.
Die Sieger des Diakonie Journalistenpreises 2015 stehen fest. Der von den Diakonischen Werken Baden und Württemberg ausgelobte Preis geht an den Fernsehredakteur Michael Dittrich (SWR), die Hörfunkjournalisten Egon Koch(WDR) und Marion Kynaß (SWR4) sowie die Zeitungsredakteure Michael Brendler und Dr. Wulf Rüskamp (beide Badische Zeitung). Der Sonderpreis „Flucht und Migration“ geht an den freien Journalisten Manuel Werner.
Karlsruhe/Stuttgart, 3. Juli 2015. Die Diakonie Baden-Württemberg zeichnet mit ihrem Journalistenpreis jährlich herausragende publizistische Leistungen in der sozialen Berichterstattung aus. „Diakonie setzt sich für Menschen ein, die Hilfe brauchen. Dass Medien über soziale Missstände berichten und anwaltschaftlich für Menschen agieren, die selbst nicht dazu in der Lage sind, kann zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen. Soziale Gerechtigkeit ist eines der Hauptanliegen der Diakonie. Wir loben jährlich den Diakonie Journalistenpreis aus und würdigen damit journalistische Publikationen, die unser Anliegen unterstützen“, so die Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Baden und Württemberg, die Oberkirchenräte Urs Keller und Dieter Kaufmann. „Maßgeblich ist, wie Autoren sich mit sozialen Themen auseinandersetzen und von ethischen Grundüberzeugungen leiten lassen.“
Michael Dittrich erhält den Preis für seine SWR-Fernsehdokumentation „Reine Nervensache – Leben mit einer unheilbaren Krankheit“. Eindringlich und anschaulich beschreibt er seine persönliche Geschichte. Seine Muskelerkrankung wirkt sich auf sein berufliches und privates Leben aus. Erkrankte Prominente kommen zu Wort. Sorgen um gute Betreuung und finanzielle Unterstützung spart er nicht aus. Obwohl er seine Selbstständigkeit mehr und mehr aufgeben muss, erzählt der Sportjournalist auch durchaus humorvoll. Er stellt emotionale Nähe her, ohne beim Betrachter Mitleid zu erzeugen.
Egon Koch erhält die Auszeichnung für seine Hörfunkreportage „Der brennt! – Das Fanal des Kahve Yazdani“, die auf WDR 5 lief. Am 20. Februar 2014 übergießt sich der Tübinger Menschenrechtsaktivist mit Benzin und steckt sich selbst hinter der Stiftskirche in Brand. Versuche von Passanten, ihn zu reanimieren misslingen, er erliegt auf der Fahrt ins Tübinger Universitätsklinikum seinen Verletzungen. Der freiberufliche Journalist Egon Koch erschließt anhand von beeindruckenden Aussagen der Wegbegleiter und Augenzeugen das Leben und Sterben des Menschenrechtsaktivisten. Stück für Stück rollt er zehn Jahre eines Menschenlebens auf. Erzählerisch stark, fesselnd und berührend.
Der Preis für den Hörfunk-Kurzbeitrag geht an Marion Kynaß von SWR4 Bodenseeradio. Die Autorin überzeugt die Jury mit ihrem Beitrag „Allgäuer Familie nimmt syrische Kriegsflüchtlinge auf“. Eine Bauersfamilie lässt eine sechsköpfige Familie in ihr Leben und unterstützt sie in allen Fragen. Die große Nähe der Protagonisten zueinander ist hörbar. Ein lebendiger Beitrag und ungewöhnlich, weil in einer eher konservativ geprägten Gegend ein solcher Einsatz weniger zu erwarten ist.
In der Kategorie Print zeichnet die Jury die Serie „Der Fall Alessio“ von Michael Brendler und Dr. Wulf Rüskamp aus, erschienen in der Badischen Zeitung. Der dreijährige Junge erlitt schwere Misshandlungen, an deren Folgen er starb. Angeklagt ist mittlerweile der Stiefvater. Mit vielen Recherchen, Analysen, Interviews und Kommentaren tragen Brendler und Rüskamp dazu bei, dass der Tod des Jungen gründlich untersucht wird. Die Redakteure und die Badische Zeitung nehmen damit ein wichtiges Wächteramt wahr. Ihrer Hartnäckigkeit und ihrem starken Willen zur Aufklärung ist es nach Ansicht der Jury zu verdanken, dass nach anfänglichen Rechtfertigungsbemühungen zuständiger Gremien der Fall doch genauer untersucht wurde.
Den Sonderpreis „Flucht und Migration“ erhält der freie Journalist Manuel Werner für seinen Beitrag „Vielleicht Gott wird helfen. Warum Roma aus der Slowakei hierher zum Betteln kommen“, erschienen in der Stuttgarter Straßenzeitung Trott-war. Der freie Journalist hatte die Schlagzeilen einer anderen Zeitung zum Anlass genommen, um in der Heimat der Roma zu recherchieren. Ungewöhnliches Herangehen, investigativ, dynamisch.
Die Jury des Diakonie Journalistenpreises besteht aus Redakteuren von Zeitung, Funk und Fernsehen, Wissenschaftlern und Vertretern der Diakonie. 157 Beiträge wurden in diesem Jahr eingereicht – so viele wie noch nie. Die Verleihung findet am 19. November 2015 in Stuttgart statt. Es werden Preisgelder von insgesamt 12.000 Euro vergeben. Der Preis wird auch für 2016 wieder ausgeschrieben.
Hinweis für Redaktionen
Gleichlautende Pressemitteilung versendet das Diakonische Werk Baden.
Das Diakonische Werk Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für über 2.000 Einrichtungen und Dienste. Über 45.000 hauptamtliche Mitarbeiter und mehr als 35.000 Ehrenamtliche betreuen über 275.000 Menschen in Beratungsstellen oder Einrichtungen, in denen sie leben. Es sind Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 100.000 Menschen.