Diakonie Württemberg begrüßt Veröffentlichung des Armuts- und Reichtumsberichts
Das Land bestätigt das Armutsrisiko Langzeitarbeitslosigkeit.
Stuttgart, 23. November 2015. Das Diakonische Werk Württemberg begrüßt die Veröffentlichung des „Berichtes über Armut und Reichtum in Baden-Württemberg“ durch die Landesregierung. „Damit hat sich eine unserer zentralen Erwartungen an die grün-rote Landesregierung erfüllt. Wir haben zum ersten Mal eine umfassende und gemeinsame Datengrundlage für unser Land“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg.
Die Diakonie begrüßt, dass der baden-württembergische Landesbericht erstmalig das Armutsrisiko auch nach der Dauer der Arbeitslosigkeit differenziert. Kaufmann: „Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass ca. 50.000 Menschen in Baden-Württemberg wegen ihrer Arbeitslosigkeit in Armut leben müssen. Je länger die Arbeitslosigkeit, je höher das Armutsrisiko.“ Das bestätige die württembergische Diakonie darin, „dass wir unser Augenmerk weiterhin in monatlichen Kommentaren zu den Arbeitsmarktzahlen auf die nicht besser werdende Situation der Langzeitarbeitslosen richten“, sagt Kaufmann.
Ein weiteres Novum des Landesberichtes ist, dass das Armutsrisiko auch für atypische und prekäre Beschäftigung erhoben wird. Der Bericht weist nach, dass für Teilzeit-, geringfügig oder befristet Beschäftigte das Armutsrisiko zwei bis drei Mal so hoch ist wie für normal Beschäftigte. „Auch dies ist ein Thema, auf das wir immer wieder hinweisen“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann. „Menschen müssen von ihrer Arbeit leben können.“
Das Fazit der Diakonie in Württemberg: Die Analysen des Landesberichtes belegen, wie notwendig ein Programm für „gute und sichere Arbeit“ auch für die Zukunft ist, wie notwendig vor allem ein sozialer Arbeitsmarkt ist, um Langzeiterwerbslose vor dauerhafter Armut und Ausgrenzung und damit die Sozialkassen vor dauerhaft hohen Belastungen zu bewahren.
Die Diakonie sieht sich durch den Landesbericht bestätigt. Angesichts des biblischen Gebots „Wenn dein Nächster neben dir verarmt, so sollst du ihn unterstützen“ (3. Mose 25, 35) haben die Evangelische Landeskirche und ihre Diakonie auf diese Probleme seit Langem hingewiesen und sind selbst tätig geworden. In den vergangenen drei Jahren haben mit ihrem Förderprogramm „Beschäftigungsgutscheine für Langzeitarbeitslose“ 470 langzeitarbeitslose Menschen jeweils für die Dauer eine Jahres eine Beschäftigung aufgenommen. Mit ihrer Broschüre „Langzeitarbeitslose Menschen integrieren. Ausgrenzung überwinden.“ geben sie den evangelischen Kirchengemeinden in Württemberg Impulse und Materialien für Gottesdienste und Gemeindearbeit zum Thema an die Hand.
Die Landessynode hat seit November 2013 insgesamt 1,5 Millionen Euro für die Beschäftigungsgutscheine bewilligt.
Die Diakonie ist bereit, das Land bei der Bekämpfung der Armutsursachen zu unterstützen.
Das Diakonische Werk Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für 1.200 Einrichtungen mit 40.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.