Wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen
Kirchentag: Diakonie Württemberg über globale Gerechtigkeit und warum Suzi Mkambo in Walikale, Kongo, uns genauso nah ist wie Lieschen Müller in Stuttgart-Botnang.
In einer globalisierten und vernetzten Welt hat unser Konsum Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen in anderen Regionen der Welt. Viele Menschen haben durch unseren Konsum überhaupt erst Arbeit. Viele Menschen schuften unter unsäglichen Bedingungen für noch billigere und noch mehr Ware. Der verantwortungsvolle und faire Umgang mit Menschen und Ressourcen ist Thema im Diakonie-Viertel (in der Leonhardskirche) am Donnerstag, 4. Juni 2015, von 11.00 bis 13.00 Uhr.
Stuttgart, 29. Mai 2015. Rosafarbene Flipflops für 1,50 Euro (gesehen gestern in Stuttgart) – wie kann das sein? Damit in den Industrieländern noch mehr Kleidung, noch mehr Lebensmittel und noch mehr Elektronikprodukte für noch weniger Geld zur Verfügung stehen, arbeiten anderswo Menschen unter Bedingungen, die ihre Gesundheit und ihre Umwelt ruinieren. „Das muss und das darf nicht so sein“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, Landesstelle Brot für die Welt. „Wenn unser Reichtum und unser Komfort zu Lasten von Lebensqualität und Leben unserer Mitmenschen gehen, ist es höchste Zeit, noch mehr Bewusstsein dafür und Veränderung zu schaffen. Für unsere Geschwister weltweit einzutreten bedeutet, dass wir als Christen und Mitmenschen Einhalt gebieten. Wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen ist eine der schönsten Visionen der Bibel (Psalm 85), mit einer starken Hoffnung, dass die Vision Wirklichkeit wird. Dazu will Diakonie beitragen.“
Unterschiedliche Akteure zeigen in der Diskussion mit Oberkirchenrat Kaufmann ihre Perspektiven zu Fairness und Gerechtigkeit sowie praxistaugliche Handlungsoptionen auf:
Yasna Crüsemann ist Prälaturpfarrerin des Dienstes für Mission, Ökumene und Entwicklung in der Prälatur Ulm der württembergischen Landeskirche. Sie arbeitet mit Gemeinden zusammen. Ihr Thema ist das Projekt Faire Gemeinde. Faire Gemeinde will durch Bildungsarbeit und Aufklärung Bewusstsein schaffen und Wissen vermitteln über die Auswirkungen von fair und unfair produzierten Waren und Lebensmitteln. Ziel ist es, private Einkäufe und unternehmerische Beschaffung auf faire und regionale Produkte umzustellen. Denn wenn Lieschen Müller weiterhin alle eineinhalb Jahre ihr funktionierendes Handy tauscht, wird Suzi Mkambo für sie weiterhin Seltene Erden aus der Mine kratzen.
Ottmar Schickle ist Referent für Flüchtlingsarbeit im Diakonischen Werk Württemberg. Sein Thema ist die Flucht aus der Heimat aufgrund globaler Ungerechtigkeit. Was treibt Menschen an, ihre Heimat zu verlassen, das ganze Ersparte zu nutzen und sich in ein wackeliges Boot zu setzen?
Gregersen Labossa György ist Präsident des Diakonie-Ausschusses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. Als Arbeitgeber sind ihm Migration und Auswanderung aufgrund von Armut oder der Zuversicht auf ein besseres Leben wohlbekannt. Sein Thema sind die Auswirkungen weltweiter Gerechtigkeit auf die Mitarbeitenden in der Diakonie. Er schildert die Perspektive des Arbeitgebers, dessen Sorge um Abwanderung, den Verlust der Arbeitskräfte und Nachwuchsprobleme als Folge der globalen Ungerechtigkeit.
Die Veranstaltung moderiert Anna Koktsidou, SWR.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen der Diakonie während der Kirchentags ist kostenfrei. Weitere Informationen und Programmdetails: http://blog.diakonie-wuerttemberg.de/
Während des gesamten Kirchentags sammelt die Diakonie Württemberg im Diakonie-Viertel gebrauchte Handys zum Weiterverwenden oder Recyceln. Der Erlös geht zu gleichen Teilen an Entwicklungsprojekte der kirchlichen Träger und an Umwelt- und Naturschutzprojekte der Deutschen Umwelthilfe.
Das Diakonische Werk Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für über 2.000 Einrichtungen und Dienste. Über 45.000 hauptamtliche Mitarbeiter und mehr als 35.000 Ehrenamtliche betreuen über 275.000 Menschen in Beratungsstellen oder Einrichtungen, in denen sie leben. Es sind Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 100.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.