Arbeitsmarkt: Statistik genauer ansehen
Stuttgart, 28. Februar 2018. Die positiven Verlautbarungen zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt müssen genauer angesehen werden. Darauf macht die Diakonie Württemberg aufmerksam: Die Kommentierung in Kurzform:
- 109.000 Beschäftigte mehr, aber nur 22.245 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr
- 297.337 oder 4,8 Prozent Unterbeschäftigte zeigen das tatsächliche Ausmaß der Arbeitslosigkeit
- 67.549 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 20.246 Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen.
- Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger steigt leicht auf 325.544 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, und sinkt gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig ab.
Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind, fällt mit 297.337 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen und ist gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich geringer gefallen als die Arbeitslosenzahl (-0,5 statt -2,1%).
Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im Dezember zwar 67.549 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, dass aber nur 20.246 oder 30 Prozent dieser Personen aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen konnten.
Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich besonders an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich jetzt bei 589 Tagen liegt und im langfristigen Trend weiterhin steigt. Sie beträgt zwar genauso viele Tage wie im Vormonat, aber 6 Tage mehr gegenüber dem Vorjahresmonat..
Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen von 4.551 Plätzen ist gegenüber einer Gesamtzahl von 58.037 Langzeitarbeitslosen mehr als ungenügend.
Insgesamt werden den baden-württembergischen Jobcentern 2018 mehr als 17,3 Millionen Euro weniger für Integrationsmaßnahmen zur Verfügung stehen, und zusätzlich wird weiterhin ein erheblicher Teil der Eingliederungsmittel für die Verwaltungskosten der Jobcenter verwendet werden müssen.
Die im Wahlkampf versprochene Unterstützung von Langzeitarbeitslosen verkehrt sich in ihr Gegenteil. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Erhöhung der Eingliederungsmittel um bundesweit eine Milliarde Euro pro Jahr gleicht nicht die Kürzungen aus, die in den vergangenen Jahren vorgenommen waren, und sie kann für 2018 schon nicht mehr umgesetzt werden. Vielmehr hat die verzögerte Regierungsbildung im Bund für die Arbeitsagenturen und Jobcenter zur Folge, dass sie einer „vorläufigen Haushaltsführung“ unterliegen und damit nur einen Teil der geplanten Haushaltmittel einsetzen dürfen.
Die Diakonie fordert die Bundesregierung und alle Parteien im Bundestag dringend dazu auf, diese Fehlentwicklung zu korrigieren.
Die Diakonie fordert, die positive wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen, um Langzeitarbeitslosen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.
Weitere Hinweise unter:
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/
Das Diakonische Werk Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für 1.200 Einrichtungen mit 40.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.