24. November 2023

Perspektiven zur Prostitution

„Die Menschen, die in der Prostitution arbeiten, sind eine der vulnerabelsten Gruppen in Deutschland und brauchen individuelle Beratungs- und Begleitungsangebote“, sagte Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. © Bild: Diakonisches Werk Württemberg

„Wahre Freiheit, Ware Mensch“: Das kontrovers diskutierte Thema Sexkauf haben Vertreterinnen aus Fachebene, Politik und Wissenschaft aufgenommen. Gemeinsamer Tenor bei der Veranstaltung: Prostituierte müssen als verletzliche Gruppen geschützt werden.

Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, sagte: „Die Menschen, die in der Prostitution arbeiten, sind eine der vulnerabelsten Gruppen in Deutschland und brauchen individuelle Beratungs- und Begleitungsangebote.“ Sie bedauert, dass zur Personengruppe der Freier bisher kaum Informationen vorliegen. 

Wenig belegbare Fakten oder Zahlen

Da sich die meisten Betroffenen im Dunkelfeld bewegten, gebe es wenige belegbare Fakten oder Zahlen, hieß es. Ob der Schutz durch Verbot, mehr rechtliche Anerkennung mit leichterem Zugang zu Krankenversicherung und Sozialleistungen, Entstigmatisierung und vollständige Anerkennung der selbstbestimmten Sexarbeit erreicht wird, wird unterschiedlich bewertet.

Ausbau der Fachberatungsstellen nötig

Unstrittig war bei den Referentinnen, dass Ausbau und Finanzierung der Fachberatungsstellen für Menschen in der Prostitution in Baden-Württemberg notwendig sind. Die Begleitung- und Unterstützung der diakonischen Fachberatungsstellen in Ulm, Heilbronn und Esslingen seien von großer Bedeutung – was Fallbeispiele von Frauen, die in den Beratungsstellen Hilfe erhalten haben, unterstrichen. Die Beraterinnen sähen jeden Menschen als wertvoll und von Gott mit einer unverlierbaren Würde ausgestattet, den Gesprächen würden Akzeptanz und Wertschätzung zugrundeliegen.

Mit ersten Ergebnissen einer rechtlichen Untersuchung des geltenden Prostitutionsschutzgesetzes durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachen wird im Juli 2025 gerechnet. 

„Wahre Freiheit, Ware Mensch“ war eine Kooperationsveranstaltung von Diakonischem Werk Württemberg und dem Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart.